Ich fand mich mit gemischten Gefühlen auf dem Sattel meines guten alten Trekkingrades wieder. „Fahrradfahren nach dem Verlust eines Gleichgewichtorgans, geht das?“ ging mir durch den Kopf.
Nachdem ungefähr 8 Monate nach dem schlagartigen Verlust meines linken Innenohrs durch einen Virus vergangen waren und sich der intensive Schwindel endlich einigermaßen gelegt hatte, fand ich, dass es an der Zeit war, das Fahrradfahren wieder auszuprobieren. Ich wollte wieder einen Schritt näher zurück zum Alltag kommen. Gedacht, getan. Schon fand ich mich auf dem Sattel meines Rades wieder, bereit loszufahren.
Vorsichtig legte ich die ersten Meter zurück. Das fühlte sich eigentlich erstaunlich gut an! Leichter Schwindel, aber gute Balance. Nach einigen hin und herfahren auf dem Fußweg setzte ich mich auf der Straße in Bewegung.
So fuhr ich nun also los, in das alte Leben zurück, bis, ja zumindest bis 200m entfernt. Denn dort fuhr plötzlich ein Auto aus einer Parklücke. Reflexartig drehte ich meinen Kopf zur linken Seite, um die Situation einzuschätzen. Doch statt die Situation zu erfassen, riss durch die schlagartige Kopfdrehung mein Gleichgewicht ab und meine Wahrnehmung setzte für einen Sekunden-Bruchteil aus. Ich nahm optisch kurz nichts wahr und das Gefühl für Raum war weg. Der Lenker machte einen Schlenker und ich spürte das Gefühl von fallen. „Mist, das war aber auch dämlich schon wieder Radfahren zu wollen“ sind meine Gedanken…..
Ich komme wieder zu mir und befinde mich neben dem Fahrrad. Erstaunlicherweise empfinde ich plötzlich großes Glück, denn ich erkenne, was passiert war: Nachdem ich im normalen Fahren keine Probleme mit dem Gleichgewicht empfunden habe, hat die reflexartige Kopfdrehung auf die linke Seite das Gleichgewicht abreißen lassen. Ich habe wohl einen großen Schlenker mit dem Fahrrad gemacht und habe um 90° die Richtung verloren. Zufällig befand sich genau dort, wo ich von der Straße abgekommen bin die einzigste freie Parklücke weit und breit. Sonst wäre ich wohl voll in die parkenden Autos gerauscht… Mir ist nichts passiert und dem Rad ebenfalls nichts. Glück im Unglück, dennoch hat mich diese Erfahrung ziemlich demotiviert.
Seitdem ich nur noch ein Gleichgewichtsorgan besitze, erfolgt meine Gleichgewichtsermittlung nicht mehr nur „intuitiv“, sondern ich kompensiere den Verlust über die optische Wahrnehmung ist mein Eindruck. Dadurch ist mir im Alltag ein gutes Gleichgewicht möglich, sodass ich sogar wieder (nicht so gut wie früher aber immerhin) auf der Slackline laufen kann. Radfahren ist somit auch möglich, mit folgender Einschränkung: Sobald ich schnell meinen Kopf schlagartig drehe, reißt diese optische Unterstützung ab. Dadurch ist kurzzeitig mein Gleichgewicht gestört. Beim Laufen reicht diese Störung zum Glück bisher nur maximal für ein kurzes Torkeln. Beim Autofahren empfinde ich keinerlei Beeinträchtigung, währenddessen ich beim Klettern und in den Bergen aufpassen muss.
Kopfdrehreflexe lassen sich im normalen Straßenverkehr nicht vermeiden, daher habe ich für mich schwermütig beschlossen, das Fahrradfahren auf zwei Rädern sein zu lassen. In 95 % der Fälle klappt Radfahren bestimmt, aber die nächste reflexartige Kopfdrehsituation wird mit Sicherheit kommen. Dieses Restrisiko, vor allem im dichten Großstadtverkehr möchte ich für mich und andere nicht eingehen. Mir ist da auch eine gute Lösung eingefallen, wie ich dennoch das Radfahren sicher ausleben kann, dazu mehr im nächsten Beitrag…
Auch ich habe nur noch ein funktionierendes Gleichgewichtsorgan, und beim Fahradfahren habe ich an sich keine Probleme, nur, wenn ich scharfe Kurven fahren soll, oder zwischen Laternen- oder sonstigen Pfählen. Sonst die üblichen Probleme in de rDunkelheit. mein rechtes Gleichgewicht hat sich im Frühjahr 2008 verabschiedet, für immer und ewig, was mir leider auch noch mal während der CI- Reha in Bad Nauheim bestätigt wurde.
Hi, meine einseitige Taubheit fing mit starkem Schwindel an. Auch mir wurde in B-N gesagt, das ich einseitig das Gleichgewicht, zumindest einen der 3 Hörbogen verloren habe. Das Fahrradfahren habe ich lange vor mir her geschoben. Gleiche Angst sofort hinzufallen. Ich bin dann einen Waldweg lang -habe es dort prbiert. Es ging gut. Aber die gleiche Erfahrung mit der schnellen Kopfbewegung musste ich auch machen. bin im Graben gelandet. Aber da wir mitten im Wald waren, blieb mir nichts übrig als Weiterzufahren. Hab den Kopf beton ruhig gehalten. Nun fahre ich ab und an und Falle auch gelegentlich-aber immer im Wald nicht auf der Straße.
Ich habe sogar auf beiden Seiten so gut wie kein Gleichgewichtssinn mehr dank einer bilateralen Vestibulopathie. Fahre aber trotzdem Rad, bloß nicht in der Stadt und nicht gerne auf der Straße, sondern hier draußen auf dem Land. Es geht gut, solange ich nach vorne schaue, aber sobald ich nach unten schaue, drifte ich blitzschnell ab in Richtung Graben oder was auch immer gerade da ist. Auch bei mor erfolgt eine Kompensation nur über die Augen, weswegen auch ich im Dunkeln schwanke. Aber Training ist das einzige, was hilft und solange es geht, lass ich mein Rad nicht stehen (habe mir sogar extra ein neues gekauft).