Die Mono-Community 2016

Willkommen

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende, Zeit für einen kleinen Rückblick.

Unsere Mono-Community ist inzwischen auf 200 Mitglieder bei Facebook und über 50 Artikel gewachsen.

Neben WordPress und Facebook ist der Blog nun auch direkt verfügbar unter

WWW.EINSEITIGE-TAUBHEIT.DE

Elf neue Beiträge wurden 2016 verfasst und sind online verfügbar. Dabei freue ich mich ganz besonders über die tollen Gastbeiträge von Viola und Jonas!

„GANZ OHR SEIN, DURCH DAS OHR GANZ SEIN“ – EIN GASTBEITRAG DER LOGOPÄDIN VIOLA D.

MIT SSD IN DER SCHULE – EIN GASTBEITRAG VON JONAS K.

Ich hoffe, dass auch im nächsten Jahr weitere Beiträge aus der Mono-Community eingereicht werden, um die Informationsvielfalt und die Blickwinkel rund um das Thema einseitige Taubheit für die Betroffenen und Angehörigen kontinuierlich auszubauen. Du kannst dich dazu herzlichen eingeladen fühlen! (einfach Mail an ssd_alex@gmx.de)

Weitere Beiträge aus dem Jahr 2016:
LIFEHACK #STEREO – ENDLICH WIEDER STEREO HÖREN FÜR SSD CI TRÄGER!

RADFAHREN OHNE GLEICHGEWICHT? KEIN PROBLEM MIT DEM EC-RIDER 🙂

ERSTER SINGLE UNIT PROZESSOR KANSO™ VON COCHLEAR

MIT CI IN DEN VATIKAN? INFEKTIONEN DURCH POOLWASSER? WAS KOMMT IN DEN KOFFER?

RICHTIG GUT HÖREN, ALLES NUR EINSTELLUNGSSACHE?

TRIKE – FREIHEIT AUF DREI RÄDERN

WIE IST DAS FLIEGEN MIT DEM COCHLEA IMPLANTAT?

Ausblick 2017

Im nächsten Jahr möchte ich das nächste Großprojekt neben dem Blog veröffentlichen. Mein Ziel ist es ein Buch zum Thema einseitige Taubheit und CI zu publizieren, um das Informationsangebot für Monos um ein weiteres Medium zu vergrößern. Du kannst aktiv den Inhalt des Buches mit beeinflussen, indem du deine Meinung in der Umfrage im nachfolgenden Beitrag hinterlässt:
MONO – EIN BUCH ZUM THEMA „EINSEITIGE TAUBHEIT“

Ich freue mich über deine Rückmeldung, um den Buchinhalt besser auf das zu fokussieren, das am meisten anderen hilft und benötigt wird. Vielen Dank!

Auf dem Blog selbst werde ich in nächster Zeit vermutlich etwas weniger aktiv sein, da mein viertes Kind am 22.12 geboren wurde und das Buch viele Feierabende benötigen wird.

Ich wünsche dir einen guten Start und viel Gesundheit für das nächste Jahr!

Einohrige Grüße

Alexander

 

 

Lifehack #Stereo – endlich wieder Stereo hören für SSD CI Träger!

CI - Alltag mit dem Sprachprozessor, CI - Technik

Dieser Beitrag ist für mich wirklich ganz besonders und ich bin ganz aufgeregt das Folgende mit dir zu teilen 🙂 Dank dieses technischen Lifehacks (Grüße an Einohr Lupo, der die Grundidee dazu geliefert hat!) ist ein stereonahes Empfinden für mich endlich wieder erlebbar!  Wie das geht, beschreibe ich dir jetzt:

Einseitige Taubheit = Mono

Einseitige Taubheit + Cochlea Implantat = Mono-Mono

Einseitige Taubheit + MiniMikrofon + Y-Stecker + Kopfhörer = Stereo *freakout*

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  1. Die stereofähige Audioquelle mit dem y-Stecker verbinden (hier Smartphone)
  2. Das MiniMic für Wireless-Soundübertragung mit Y-Stecker verbinden. Ich habe den Stecker nur halb eingesteckt, damit nur die linken Soundgeräusche übertragen werden (bin links taub). Das Minimicrophone habe ich kostenlos von Cochlear vor ca 1 Jahr erhalten, als ich Cochlear Family beigetreten bin. Andere Hersteller sollten ähnlich Soundübertragungen bieten (zur Not sollte es auch mit Kabel gehen, elektrische Trennung laut Hersteller beachten).
  3. Das CI mit Minimicrophone verbinden => erstes Ohr ist online
  4. In-Ear Kopfhörer mit Y-Stecker verbinden und die richtige Seite in verbleibendes Ohr einstöpseln => zweites Ohr ist bereit
  5. Die Lautstärke des CI-Ohres z.B. über Minimicrophone-Tasten dem gesunden Ohr anpassen (Feintuning). Hierbei kann man einen  einfachen Soundtest durchführen.

Ist das Lautstärkeempfinden einigermaßen abgeglichen und der Stereo-Sound funktioniert, kann man sich in das neue Sounderlebnis stürzen. Wie so oft empfinde ich das nicht als ein reines Konsumieren, vielmehr muss ich mich an den neuen Höreindruck gewöhnen, ihn ein Stück weit erlernen. Ich denke, wenn du selbst ein Cochlea Implantat trägst, dann kennst du ja bestens das Gefühl des „Einhörens“.

Hier einige gelungene Stereo-Beispiele aus dem Netz:

Ab auf den Friseurstuhl und los gehts mit dem Akustischen Haarschnitt 😀

Oder doch lieber mehr Action und hinein ins Gefecht? Geballere ist nicht so anspruchsvoll zu verstehen wie Sprache  🙂

Hier eine gut gemachte Sammlung an Stereo Effekten mit wandernden Geräuschen

Zum Abschluss noch etwas Stereo-Musik mit schönen perkussiven Effekten!

Falls dir dieser Beitrag gefällt oder du ihn nützlich findest, dann bitte teilen! Nur so können viele Leute davon erfahren.

Ich hoffe, du kannst diesen Lifehack ebenfalls ausprobieren und bist genauso begeistert wie ich! Falls du es schaffst oder nicht schaffst, freut sich die Mono Community über ein Kommentar unterhalb des Artikels über deine Erlebnisse.

Erster Single Unit Prozessor Kanso™ von Cochlear

CI - Technik

Es ist soweit, der erste Single Unit Prozessor von Cochlear ist auf dem Markt!

Das Grundkonzept eines Single Unit Prozessors in Form des Rondo© von Medel hat mir im Vorfeld meiner CI OP (2015) sehr gut gefallen. Er ist nicht zweiteilig (Spule+Prozessor), sondern einteilig aufgebaut. Von diesem Grundkonzept hatte ich mir weitere Entwicklungen im Artikel CI Vergleich erhofft. Tatatataaaaa, Cochlear ist gerade dabei, den Kanso™ zu releasen. Hier ist das Benutzerhandbuch vom Hersteller.

Die wichtigsten technischen Kriterien daraus aus meiner Sicht hier kompakt im Vergleich zum Rondo©:

Rondo© (Medel):

  • 18,5 g (mit Batterien)
  • 3 Batterien
  • Breite 11,8 mm
  • keine Einstellknöpfe
  • ein Mikrofon
  • kein Wireless

Kanso™ (Cochlear):

  • 13,8 g (mit Batterien)
  • 2 Batterien
  • Höhe11 mm
  • Einstellknöpfe
  • zwei Mikrofone
  • Wireless

=> Der Kanso™ ist leichter, mit mehr Funktionen und einem aktuelleren Prozessor als der Rondo© (der Rondo© ist ja auch nicht mehr der jüngste 🙂 )

Mein Technologie-Fazit: Die Single Units sind weiterhin noch nicht bei einer optimalen Größe angekommen. Eine Folge davon ist, dass das Befestigen rein über den Magnet laut Hersteller zu unsicher ist und eine weitere Halteleine genau wie beim Rondo© erforderlich ist.

Persönliche Meinung: Ich finde es super, dass Cochlear nun auch auf dem Gebiet der Single Unit Prozessoren unterwegs ist. Ich erachte das Konzept weiterhin als zukunftsträchtig, aber leider noch nicht so ausgereift, dass ich persönlich darauf wechseln würde. Es dauert sowieso noch einige Jahre, bis ich einen neuen Sprachprozessor von der Krankenkasse bezahlt bekomme. Wer weiß, was bis dahin entwickelt ist!

Was ist dir lieber? Halteleine im Haar/am Kragen oder einen Sprachprozessor am Ohr?

CI mit Crosgerät kombiniert – die optimale Versorgung bei SSD?

CI - Technik

Butter bei die Fische… Ich möchte als junger Mensch die optimale technische Versorgung gewährleistet haben, da ich, hoffentlich noch lange, auf dieser Welt mit meiner einseitigen Taubheit klar kommen muss. Medizinisch kann ich nichts verändern, jedoch mit Hilfe der Technik. Daher habe ich mich persönlich für das CI entschieden, da dies laut medizinischer Studien die beste technische Versorgung bei einseitiger Ertaubung darstellt. Doch wie wäre das Ergebnis einer Kombination der technischen Hilfsmittel?

Ich selbst habe, vor der CI OP, verschiedene Cros Systeme ein halbes Jahr lang ausprobiert. Das Baha habe ich bei der Voruntersuchung kennengelernt. Das CI ist nun seit 5 Monaten aktiviert.

Das Mittel meiner ersten persönlichen Wahl ist bei meiner medizinischen Historie und meinen Erfahrungswerten ganz klar das Cochlea Implantat, weil:

1) Tinnitus tritt in die dritte Wahrnehmungsebene zurück

2) besseres Sprachverständnis, vor allem im Störlärm

3) Überempfindlichkeit auf der gesunden Seite ist fast weg

4) der Kopfschatten ist reduziert, eine Ansprechbarkeit auf der tauben Seite gegeben => empfundene Klangfülle wird verbessert, mehr Balance

5) Kosten werden von meiner Krankenkasse übernommen (auch Batterieversorgung)

Was wäre, wenn das Cochlea Implantat mit einem Cros- oder Baha System kombiniert wird? Existiert daraus ein Benefit oder ist das einfach nur mehr Technik ohne Mehrwert?

Ich finde, dass sich das CI mit einem der beiden genannten Systeme hervorragend in Synergie ergänzen lässt, weil:

1) Das CI den Tinnitus aus der Wahrnehmung verdrängt

2) Das CI für die empfundene Klangfülle sorgt

3) Das Cros/Baha akustische Eindrücke der tauben Seite in sehr hoher Qualität wiedergibt (natürlich nur durch Transfer auf die gesunden Seite, das taube Ohr hört nix durch ein Cros/Baha; keine Anstrengung beim Zuhören eines Gesprächpartners auf der tauben Seite wie mit CI)

=> akustisch bedingte Kopfdrehungen und Verbiegungen gehören der Vergangenheit an

4) Durch Übung mit Cros ein Richtungshören einigermaßen passabel erschließbar für mich war (funktioniert mit CI bisher nur in seltenen extremen Fällen)

5) Das CI die Überempfindlichkeit der gesunden Seite deutlich reduziert

Ich persönlich würde mir ein Cros für die Zukunft wünschen, das ich dann in Kombination mit dem CI tragen möchte.

Von der Wertigkeit beurteile ich die Situation wie folgt:

+70 % akustischer Zugewinn durch CI solo

+30 % akustischer Zugewinn durch Baha/Cros solo

+ca 90 % akustischer Zugewinn durch Kombination CI und Cros

Der Haken an der Geschichte ist neben den Kosten der zusätzliche technische Kram. Ich persönlich bevorzuge für mich eher ein Cros als ein Baha. Folglich müsste ich aber ein Mikrofon am CI Ohr verstauen. Doch wo? Da ich keine Single Unit besitze ist mein Ohr bereits besetzt. Das ist doch eigentlich eine potentielle Marktlücke für die CI Hersteller. Da diese in der Regel sowieso auch meist einen Hörgerätehersteller im Mutterkonzern besitzen, ist die Technologie vielleicht bereits im Haus. Die Mirofone des CIs könnten ja von einer Cros-Unit am gesunden Ohr verwendet werden. Als Kunde wäre ich bereit, dafür ein paar tausend Euros extra zu bezahlen. Ein rechtfertigender Benefit ist aus meiner Sicht vorhanden. Das BAHA als Alternative benötigt zwar keinen extra Platz am Ohr, jedoch ist ein operativer Eingriff notwendig. Diesen möchte ich nicht noch zusätzlich als CI Träger haben.

Also liebe Entwicklungen von Cochlear, Advanced Bionics und Medel (und andere…), nehmt diesen Gedankengang bitte als Anregung für die Zukunft mit. Ich würde mich persönlich über Tätigkeiten in diese Richtung sehr freuen, weil ich überzeugt bin, dass durch diese zusätzliche Hilfe die Lebensqualität vieler SSDler gesteigert werden wird.

Was ist eure Meinung, wo seht ihr Entwicklungspotential?

Zum ersten Mal ins kühle Nass mit dem CI Aqua+ Kit!

CI - Alltag mit dem Sprachprozessor

Sonne, gefühlte 30° C und ein freier Tag. Ab in den Garten und endlich den neuen Pool für die Kinder aufbauen! In die Badehose rein und erst mal schön im Liegestuhl Sonne tanken während die Kinder zufrieden im Wasser planschen. Soweit, so gut. Natürlich nur für 5 Minuten 😀 Und plaaatschhh, schon schlägt der erste Wasserstrahl trotz eines ordentlichen Sicherheitsabstandes auf meinem Bauch auf. Würde mich normal nicht stören, wenn ich nicht diese Kleinigkeit im Wert eines Kleinwagens am Ohr tragen würde, die mit Wasser nicht wirklich kompatibel ist….Höchste Zeit, mein noch unbenutztes Aqua+ Kit von Cochlear auszuprobieren, bevor der nächste Strahl den Sprachprozessor trifft! Denn dieser verträgt kein Wasser!!!

Seit irgendwann in diesem Jahr, glaube ich (wurde im Feb 15 operiert), ist dieses Zubehörset als Standard im Startpaket von Cochlear für alle frisch Implantierten enthalten. Das hat in den Foren bei manchen CI Trägern von Cochlear zu Unmut geführt, die früher nicht in diesen Genuss kamen und nun für dieses Set eine Stange Geld bei Bedarf ausgeben müssen. Ich fürchte das ist der normale Kreislauf der Produktentwicklung, den es schon immer gab und auch immer geben wird. Wenn ich z.B. einen alten Golf fahre würde ich ja auch nicht daran denken, dass eine Klimaanlage von VW nachgerüstet werden soll, weil dieses nun in der Serienausstattung erhalten ist. Dennoch kann ich nachvollziehen, dass der Wunsch nach einer Gratisnachrüstung besteht.

Das Kit für Nucleus 5 und 6 habe ich schon im Zubehörcheck in der Theorie beschrieben. Nachdem ich nun auch die Akkupacks besitze (ZinkLuft Batterien funktionieren logischerweise nicht unter Luftabschluss), steht dem Praxisteil eigentlich nichts mehr im Wege.

Erstmal heißt es für mich die kompakten Inhalte der schicken Hochglanzverpackung aus jeder Menge Kartons befreien.

Aqua+ Kit Cochlear

Den Zusammenbau bekomm ich intuitiv sofort richtig hin. Hier ist eine Anleitung von Cochlear.

Earhook und Spule ab, Silikongehäuse drüberziehen, Luke ordentlich schließen, Wasserspule ordentlich einstecken und Magnet reindrehen, FERTIG. (Montiere keine extra Halteschnur, da ich nur im  Planschbecken und nicht im tiefen Ozean bade 😉 ).

Aqua+ Kit Cochlear

Das erste Anlegen: Puh, fühlt sich anders an, schwerer und nochmal wackliger als der eh schon wackelige Standard Earhook. Aber dafür gibts ja theoretisch extra noch die Zusatzfixierung. So, das erste Signal erreicht das Innere meines Schädels. Hm, klingt erwartungsgemäß anders als üblich. Rauscht ziemlich. Klack, klack, das Programmverstellen am Sprachprozessor funktioniert auch mit Hülle noch, wobei der Silikonring um den Spulenstecker etwas stört. Nun ist das Rauschen weg (vermutlich das Draußen Programm). Die hohen Töne kommen erstaunlich gut durch das Silikon an die Mikros. Die Lautstärke kommt mir deutlich gedämpft vor. Mt einem mulmigen Gefühl nähere ich mich dem Becken. Mir fehlt es noch etwas an Vertrauen an das neue Kit, mt dem man ja sogar laut Hersteller im Salzwasser schnorcheln können soll. Dieses kleine Becken ist die Generalprobe für unseren baldigen Meerurlaub. Möchte am Strand nicht auf mein Gerät verzichten (ob ich das zum Schwimmen dann auflasse sei dahin gestellt, aber für das Liegen auf dem Sand ist es bestimmt sehr vorteilhaft). Ich möchte ja dort entspannen können und dem Meeres- und nicht dem Tinnitusrauschen lauschen. So, Kopf ab unter Wasser! BlubbbBlubbbbBlubbb, auf beiden Seiten höre ich mit Freude das kühle Nass. Bloß für wie lange?! Das Blubbern erlischt schlagartig, doch zum Glück erst nachdem mir die Luft ausgegangen ist und ich den Kopf rausziehe und nicht, weil der SP hinüber ist 🙂

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Test bestanden. Doch damit nicht genug, ich begebe mich schnurstracks in die Dusche. Intuitiv will ich den SP bei Betreten des Bades abnehmen 🙂 Doch ich widerstehe diesem Reflex, drehe die Brause auf und steige ein. Prassel, prasssseelll, prassel. Och ist das schön, seit 1,5 Jahren endlich wieder auf beiden Ohren diese Geräusch zu vernehmen!!!!!!! Ich switche die Programme und die Prasselqualität wird noch besser (vermutlich Musikprogramm?).

Ich denke mit diesen ersten Eindrücken, dass ich die Freuden des Sommers dieses Jahr wohl wieder besser genießen werde und das Aqua+ Kit nicht nur in seiner Verpackungen schlummern wird. Für alle, die das Kit nicht haben und nicht so viel Geld ausgeben wollen, gibt es, glaube ich, noch die günstigere Alternative mit den Plastiktüten von Cochlear. Euch wünsche ich schöne heiße Tage und viel Blubbern auf den Ohren!!!!!

Wie ist ein Tag ohne CI? Wie überstehe ich den nur?!

CI - Alltag mit dem Sprachprozessor, So ist einseitige Taubheit!

Montag Morgen. Leichte Müdigkeit. Zwillinge haben in der Nacht Rambazamba gemacht. Kaffee nur noch koffeinfrei da. Zu spät aufgewacht. Schnell, schnell fertig machen. Tschüss Jungs, tschüss Frau, tschüss Hund. Auto, los….

So, nun legt sich der Stress und ich rolle gemütlich Richtung Arbeit. Doch warum hab ich nur dieses merkwürdige Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt? Naja egal, Radio an. Hmmm.. bin ich so kaputt, dass ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann? Ich bekomme einfach nichts mit von dem Interview, dass da gerade läuft. Auto fahren und den Inhalt verarbeiten, das klappt gerade nicht wirklich. Scheiß Müdigkeit…

Und was ist das? Oh man, der Tinnitus knetet mein Restbewusstsein durch, was nur geht. Der ist mir schon ewig nicht mehr so aufgefallen beim Autofahren. Da hilft das CI schon super …………. das CI!

Jetzt macht alles Sinn, klar Montag Morgen kann ein Grund sein für eine schlechte Konzentration und zwei Nachtmonster ebenfalls. Aber das ist ja mein normaler Alltag, der mich sonst nicht so beeinträchtigt. Ich habe in der Eile das CI vergessen anzulegen. Umdrehen? Oh, da ist ein riesiger Stau auf der Gegenfahrbahn, da müsste ich dann anstehen. Naja, was solls… Werde den Tag schon rumbekommen. Habe ich ja auch über ein Jahr lang geschafft. Das Radio mache ich nun erstmal aus, damit ich mich besser auf die Straße konzentrieren kann. Der Tinnitus gibt den Beat vor 🙂

Rein ins Büro, die Kollegen sitzen bereits bei der Frühstückspause zusammen. Bin ja etwas später heute. Puh ist das anstrengend. Sonst verstehe ich eigentlich alles in unserer Runde, doch heute ist das anders. Drehe ständig meinen Kopf hin und her. Was? Wie bitte? Oh man, fühle mich wie 90 gerade. Ein Kollege hat eine besonders tiefe und ruhige Stimme. Da hilft selbst die stärkste Kopfdrehung und Konzentration nichts.

Pause vorbei, nun erstmal ein paar Berechnungen in Excel programmieren. Ein Genuss für mich eigentlich für einen Montag Morgen (nein, kaum zu glauben aber das ist wirklich keine Ironie 😉 ). Doch die Schaltvorgänge gehen heute etwas weniger flüssig in meinem Oberstübchen. Nach einem Kaffee mit viel Koffein gehts wieder besser.

Mittags lasse ich die Kantine ausfallen. Viele Menschen in einem großen Raum und kein CI ist suboptimal. Da bleibe ich lieber im ruhigen Büro, will ja Kraft tanken und nicht verlieren.

Nachmittags halte ich eine Präsentation. Ich setze mich gleich an die Pole Position, damit mein akustisches Ohr den kompletten Raum orten kann. Da ich überwiegend rede, macht die Präsentation richtig Spaß und ich übertöne selbst den Tinnitus 😀

Nach dem Meeting spreche ich mit einem Kollegen, den ich in diesem Jahr noch nicht getroffen hatte. Moment, kurzer Seitenwechsel beim Laufen, damit mein gesundes Ohr auf der richtigen Seite ist. Wir unterhalten uns kurz über mein Wohlbefinden und ich erzähle ihm von der CI OP und wie froh ich über diesen Zugewinn an Lebensqualität bin. Unter Ingenieuren ist das technische Interesse immer sehr groß an dem Thema 😉 Leider kann ich ihm den Sprachprozessor und die Spule gar nicht zeigen, da ich diese ja vergessen habe.

Der Abend bricht an und ich beende den Arbeitstag. Mein Kopf brummt etwas, der Tinnitus summt fröhlich wie immer und ich fühle mich wieder richtig müde.

Zuhause angekommen begrüßen mich meine Frau mit den Kinder, der Hund und ….. mein CI! Da schlummert das Kleine in der Trockenbox. Sofort lege ich es an und zack, da ist das schöne neue Klingeln und Bimmeln! Nun fühle ich mich wieder vollständig. Merci, dass es dich gibt 🙂 Nun ab zu den Kindern!

EA Tag 1: Hello World und Donaudampfschifffahrtsgesellschaft

CI - Erstanpassung und Reha

Am Vorabend reise ich bereits gemütlich an und schaue zum Einschlafen die Klassiker der Entspannung „Hänsel und Gretel“ und „300“. 🙂 Kurz nach Mitternacht fühle ich mich endlich müde genug zum Einschlafen. Einschlafprobleme trotz des tollen Ambientes des ICF bin ich ja schon gewohnt … (Vor der VU, vor dem Promontoriumstest und der Ergebnisverkündung, vor der OP)

Tag 1 des Lebens mit CI

Die Aktivierung des CIs

Was das Jahr 0 für die Christen ist, ist der heutige Tag für mein akustisches Leben. Ab nun beginnt (hoffentlich) eine neue Zeitrechnung. In meiner Erinnerung wird es immer Tage vor und nach der Inbetriebnahme des CIs geben 😉 Ist natürlich Schmarrn, wenn dann gibts die Tage vor und nach der Ertaubung, dennoch ist dieser Tag sehr wichtig für mich.

Pünktlich um 9.15 h, mit einem Frühstück gestärkt, stehe ich vor der Tür des Technikers und warte super gespannt auf die gleich folgende erste Inbetriebnahme des Implantats, vier Wochen nach der Operation! Meine Fingernägel sind nun ein gutes Stück kürzer 😉 Dem Moment des ersten Einschaltens des CI habe ich natürlich einen eigenen Beitrag gewidmet. Taubheit ade! Wie ist das erste Hören mit CI (direkt nach der Inbetriebnahme verfasst).

Logopädie

Die ersten akustischen Herausforderungen stehen nun an. Nach einer kurzen Anamnese startet eine Logopädin ein Hörtraining mit mir. Dazu werden mir kleine Karten mit Bildern vorgelegt und der Sound dazu abgespielt. Fühlt sich zunächst recht sinnlos an, da ich auf dem gesunden Ohr ja alles mitbekomme und das CI noch sehr leise geschalten ist. Besser wird das Ganze, nachdem ich die Geräusche nur noch per Datenkabel direkt auf das CI bekomme.

Was? Das war eine Katze? Ich bin mir sicher, die Arme muss zum Einen jämmerlich bei der Tonaufnahme verstorben sein. Zum Anderen hätte ich auch geglaubt, dass das eine HILTI, das Öffnen einer rostigen Schraube oder das Rammen des Eisbergs durch die Titanic ist, falls das jemand behauptet hätte. Naja, Katze also 🙂 Tiefe Frequenzen fallen mir da deutlich leichter, etwa Froschgequake oder Gewitter.

Bei der nächsten Übung werden mir zunächst Töne mit echten Instrumenten vorgespielt (Triangel, Rassel, Glocke, Trommel,…). Danach kommt wieder die digitale Variante nur über das CI. Die meisten Instrumente erkenne ich ohne Probleme, nicht am Klang im Sinne von vertrauter Tonlage, sondern anhand charakteristischer Eigenschaften. So klingt die Triangel lange aus, auch wenn sich der Ton absolut nicht nach dem hellen Klingeln einer Triangel anhört. Eine Rassel und eine Glocke sind für mich in mehreren Versuchen nicht unterscheidbar. Damit man sich das als nicht CI-Träger besser vorstellen kann, habe ich das Ganze in einer Zeichnung veranschaulicht.

Hören mit Cochlea ImplantatLinks ist der reale Klang der Instrumente Glocke und Rassel versinnbildlicht. Die Wahrnehmung ist klar mit vielen Details. In der Mitte sieht man die Wahrnehmung ohne Gehör. Außer wirrem Tinnitus, der nichts mit der Umwelt zu tun hat, ist nix los. Schließlich Rechts ist die neue Wahrnehmung mit CI. Der Tinnitus formiert sich zu etwas, über das man durch abstrahieren auf die Realität schließen kann. Doch zwischen Rassel und Glocke ist kein Unterschied feststellbar (könnte auch eine Taschenlampe sein 🙂 ).

Die finale Meisterübung des ersten Tages besteht darin, einzelne Wörter mit unterschiedlich vielen Silben nur über das CI zu erkennen. Zunächst verstehe ich absolut gar nichts, kann höchstens die Silben einigermaßen mitzählen. Doch dann habe ich aus dem Nichts zwei klare Treffer: „Eis“ und „Schokolade“ sind die ersten historischen Worte 🙂

Nach diesen ersten Erfolgen jedoch kommt der absolute Knaller: „Was, das war doch eher ein Satz als ein Wort, oder?“ ist meine erste Reaktion. Auf den Scrabble Killer „Donaudampfschifffahrtsgesellschaft“ wäre ich wirklich nie gekommen!!!! 😀

Nachmittags schaue ich beim Sozialen Dienst vorbei. Dort wird mir bestätigt, dass mehr als Grad 20 bei einseitiger Taubheit nicht vom Versorgungsamt angerechnet wird. Das ich noch Beeinträchtigungen habe durch den Verlust des linken Gleichgewichtorgans und den starken Tinnitus bewirkt da auch nichts. Denn die Beeinträchtigungen werden nicht addiert, sondern nur die Stärkste zählt. Wer sich das wieder ausgedacht hat… Erfahrungswerte, ob einseitige Taubheit als chronische Erkrankung zählt und dadurch die gesetzliche Zuzahlung bei der Krankenkasse entfallen kann, liegen keine vor (weiß das jemand von euch?)

Freizeit

Den Nachmittag stürze ich mich ins Geräuschgetümmel der Freiburger Innenstadt. Es ist zwar sehr stürmisch und der Wind bläst mir stark ins Gesicht. Doch ich freue mich heimlich wie ein König, wieder auf zwei Ohren plötzlich Windgeräusche wahrnehmen zu können!!!! Irgendwie fühle ich mich mehr in meiner Mitte wieder.

Fazit des ersten Tages

Der Höreindruck mit CI ist in Realität noch viel surrealer als in den Simulationen! Dennoch nehme ich nur sehr missmutig den Sprachprozessor zum Einschlafen am Abend ab.

Vergleich mit der Starterwartungshaltung

A) Mit dem CI hört sich alles zunächst fremd und unnatürlich an – man freut sich dennoch, dass man überhaupt wieder etwas hört.

Confirmed, wobei fremd noch etwas untertrieben ist 🙂
B) Fast alle Geräusche klingen komplett anders und man ist wohl zunächst häufig irritiert.

Busted, da ich mich schon lange nicht mehr von akustischen Informationen/Fehlinformationen irritieren lasse. Eine Folge des Verlusts vom Richtungshören
C) Richtungseindrücke lassen sich schon zu Beginn wieder etwas besser einordnen.

Busted, kann da noch nichts zuordnen.
D) Die Kopfhaut wird etwas schmerzen zwischen CI und Implantat.

Busted, habe es den ganzen Tag rastlos getragen, keine Schmerzen (3er Magnet)
E) Die Eindrücke über das CI wirken zunächst z.T. sehr laut und man ist schneller ermüdet

Confirmed, empfinde viel Lautstärke, jedoch komischerweise nicht von den künstlich erzeugten Geräuschen. Der Hörnerv muss wohl allgemein erstmal hochfahren nach dem Winterschlaf…
F) Am Ende der EA lassen sich vereinzelt Wörter verstehen

Confirmed, kann schon am ersten Tag vereinzelt Wörter nur über das CI erkennen

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