FAQ: Was sind Ursachen für einseitige Ertaubung

FAQ

Viren, Bakterien, Gene, Tumor…. Die Ursachen für eine Ertaubung können vielfältig sein und häufig auch nur schwer ermittelbar. Liegt keine Diagnose vor, so wird dies als Hörsturz bezeichnet. 

Bei mir persönlich ist eine Art Mittelohrentzündung (Otitis Media, meine erste im Leben…) innerhalb kürzester Zeit auf das Innenohr vorgedrungen (Bakterien und Viren).

Ergebnis: Trotz Paukenröhrchen OP (Drainage durch das Trommelfell) innerhalb von 48 Stunden von gesund auf einseitig taub/ Gleichgewichtsorganverlust (schwammige Diagnose Labyrinthits).

=> 1 Woche Pflegefall, 10 Tage Krankenhaus, 7 Wochen Reha, 6 Monate akuter Schwindel usw.

In der MonoMachMit-Umfrage wurden zahlreiche Ursachen der einseitigen Ertaubung angegeben, u.a.

Ursache einseitiger Ertaubung (Single Sided Deafness)

Waardenburgsyndrom (Genetische Ursache)
Osteosklerose (Verknöcherung)
Meningitis (Hirnhautentzündung)
Schädelbruch
Herpes zoster oticus (Virusinfektion)
Labyrinthitis (Entzündung des Innenohrs)
Mumps (Virusinfektion)
Mittelohrentzündung / Cholesteatom
Morbus Meniere (Innenohrerkrankung)
Schwannom (Nerventumor)
Hörsturz (kein Grund diagnostiziert)

 

Lifehack #Stereo – endlich wieder Stereo hören für SSD CI Träger!

CI - Alltag mit dem Sprachprozessor, CI - Technik

Dieser Beitrag ist für mich wirklich ganz besonders und ich bin ganz aufgeregt das Folgende mit dir zu teilen 🙂 Dank dieses technischen Lifehacks (Grüße an Einohr Lupo, der die Grundidee dazu geliefert hat!) ist ein stereonahes Empfinden für mich endlich wieder erlebbar!  Wie das geht, beschreibe ich dir jetzt:

Einseitige Taubheit = Mono

Einseitige Taubheit + Cochlea Implantat = Mono-Mono

Einseitige Taubheit + MiniMikrofon + Y-Stecker + Kopfhörer = Stereo *freakout*

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  1. Die stereofähige Audioquelle mit dem y-Stecker verbinden (hier Smartphone)
  2. Das MiniMic für Wireless-Soundübertragung mit Y-Stecker verbinden. Ich habe den Stecker nur halb eingesteckt, damit nur die linken Soundgeräusche übertragen werden (bin links taub). Das Minimicrophone habe ich kostenlos von Cochlear vor ca 1 Jahr erhalten, als ich Cochlear Family beigetreten bin. Andere Hersteller sollten ähnlich Soundübertragungen bieten (zur Not sollte es auch mit Kabel gehen, elektrische Trennung laut Hersteller beachten).
  3. Das CI mit Minimicrophone verbinden => erstes Ohr ist online
  4. In-Ear Kopfhörer mit Y-Stecker verbinden und die richtige Seite in verbleibendes Ohr einstöpseln => zweites Ohr ist bereit
  5. Die Lautstärke des CI-Ohres z.B. über Minimicrophone-Tasten dem gesunden Ohr anpassen (Feintuning). Hierbei kann man einen  einfachen Soundtest durchführen.

Ist das Lautstärkeempfinden einigermaßen abgeglichen und der Stereo-Sound funktioniert, kann man sich in das neue Sounderlebnis stürzen. Wie so oft empfinde ich das nicht als ein reines Konsumieren, vielmehr muss ich mich an den neuen Höreindruck gewöhnen, ihn ein Stück weit erlernen. Ich denke, wenn du selbst ein Cochlea Implantat trägst, dann kennst du ja bestens das Gefühl des „Einhörens“.

Hier einige gelungene Stereo-Beispiele aus dem Netz:

Ab auf den Friseurstuhl und los gehts mit dem Akustischen Haarschnitt 😀

Oder doch lieber mehr Action und hinein ins Gefecht? Geballere ist nicht so anspruchsvoll zu verstehen wie Sprache  🙂

Hier eine gut gemachte Sammlung an Stereo Effekten mit wandernden Geräuschen

Zum Abschluss noch etwas Stereo-Musik mit schönen perkussiven Effekten!

Falls dir dieser Beitrag gefällt oder du ihn nützlich findest, dann bitte teilen! Nur so können viele Leute davon erfahren.

Ich hoffe, du kannst diesen Lifehack ebenfalls ausprobieren und bist genauso begeistert wie ich! Falls du es schaffst oder nicht schaffst, freut sich die Mono Community über ein Kommentar unterhalb des Artikels über deine Erlebnisse.

CI mit Crosgerät kombiniert – die optimale Versorgung bei SSD?

CI - Technik

Butter bei die Fische… Ich möchte als junger Mensch die optimale technische Versorgung gewährleistet haben, da ich, hoffentlich noch lange, auf dieser Welt mit meiner einseitigen Taubheit klar kommen muss. Medizinisch kann ich nichts verändern, jedoch mit Hilfe der Technik. Daher habe ich mich persönlich für das CI entschieden, da dies laut medizinischer Studien die beste technische Versorgung bei einseitiger Ertaubung darstellt. Doch wie wäre das Ergebnis einer Kombination der technischen Hilfsmittel?

Ich selbst habe, vor der CI OP, verschiedene Cros Systeme ein halbes Jahr lang ausprobiert. Das Baha habe ich bei der Voruntersuchung kennengelernt. Das CI ist nun seit 5 Monaten aktiviert.

Das Mittel meiner ersten persönlichen Wahl ist bei meiner medizinischen Historie und meinen Erfahrungswerten ganz klar das Cochlea Implantat, weil:

1) Tinnitus tritt in die dritte Wahrnehmungsebene zurück

2) besseres Sprachverständnis, vor allem im Störlärm

3) Überempfindlichkeit auf der gesunden Seite ist fast weg

4) der Kopfschatten ist reduziert, eine Ansprechbarkeit auf der tauben Seite gegeben => empfundene Klangfülle wird verbessert, mehr Balance

5) Kosten werden von meiner Krankenkasse übernommen (auch Batterieversorgung)

Was wäre, wenn das Cochlea Implantat mit einem Cros- oder Baha System kombiniert wird? Existiert daraus ein Benefit oder ist das einfach nur mehr Technik ohne Mehrwert?

Ich finde, dass sich das CI mit einem der beiden genannten Systeme hervorragend in Synergie ergänzen lässt, weil:

1) Das CI den Tinnitus aus der Wahrnehmung verdrängt

2) Das CI für die empfundene Klangfülle sorgt

3) Das Cros/Baha akustische Eindrücke der tauben Seite in sehr hoher Qualität wiedergibt (natürlich nur durch Transfer auf die gesunden Seite, das taube Ohr hört nix durch ein Cros/Baha; keine Anstrengung beim Zuhören eines Gesprächpartners auf der tauben Seite wie mit CI)

=> akustisch bedingte Kopfdrehungen und Verbiegungen gehören der Vergangenheit an

4) Durch Übung mit Cros ein Richtungshören einigermaßen passabel erschließbar für mich war (funktioniert mit CI bisher nur in seltenen extremen Fällen)

5) Das CI die Überempfindlichkeit der gesunden Seite deutlich reduziert

Ich persönlich würde mir ein Cros für die Zukunft wünschen, das ich dann in Kombination mit dem CI tragen möchte.

Von der Wertigkeit beurteile ich die Situation wie folgt:

+70 % akustischer Zugewinn durch CI solo

+30 % akustischer Zugewinn durch Baha/Cros solo

+ca 90 % akustischer Zugewinn durch Kombination CI und Cros

Der Haken an der Geschichte ist neben den Kosten der zusätzliche technische Kram. Ich persönlich bevorzuge für mich eher ein Cros als ein Baha. Folglich müsste ich aber ein Mikrofon am CI Ohr verstauen. Doch wo? Da ich keine Single Unit besitze ist mein Ohr bereits besetzt. Das ist doch eigentlich eine potentielle Marktlücke für die CI Hersteller. Da diese in der Regel sowieso auch meist einen Hörgerätehersteller im Mutterkonzern besitzen, ist die Technologie vielleicht bereits im Haus. Die Mirofone des CIs könnten ja von einer Cros-Unit am gesunden Ohr verwendet werden. Als Kunde wäre ich bereit, dafür ein paar tausend Euros extra zu bezahlen. Ein rechtfertigender Benefit ist aus meiner Sicht vorhanden. Das BAHA als Alternative benötigt zwar keinen extra Platz am Ohr, jedoch ist ein operativer Eingriff notwendig. Diesen möchte ich nicht noch zusätzlich als CI Träger haben.

Also liebe Entwicklungen von Cochlear, Advanced Bionics und Medel (und andere…), nehmt diesen Gedankengang bitte als Anregung für die Zukunft mit. Ich würde mich persönlich über Tätigkeiten in diese Richtung sehr freuen, weil ich überzeugt bin, dass durch diese zusätzliche Hilfe die Lebensqualität vieler SSDler gesteigert werden wird.

Was ist eure Meinung, wo seht ihr Entwicklungspotential?

Wie ist ein Tag ohne CI? Wie überstehe ich den nur?!

CI - Alltag mit dem Sprachprozessor, So ist einseitige Taubheit!

Montag Morgen. Leichte Müdigkeit. Zwillinge haben in der Nacht Rambazamba gemacht. Kaffee nur noch koffeinfrei da. Zu spät aufgewacht. Schnell, schnell fertig machen. Tschüss Jungs, tschüss Frau, tschüss Hund. Auto, los….

So, nun legt sich der Stress und ich rolle gemütlich Richtung Arbeit. Doch warum hab ich nur dieses merkwürdige Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt? Naja egal, Radio an. Hmmm.. bin ich so kaputt, dass ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann? Ich bekomme einfach nichts mit von dem Interview, dass da gerade läuft. Auto fahren und den Inhalt verarbeiten, das klappt gerade nicht wirklich. Scheiß Müdigkeit…

Und was ist das? Oh man, der Tinnitus knetet mein Restbewusstsein durch, was nur geht. Der ist mir schon ewig nicht mehr so aufgefallen beim Autofahren. Da hilft das CI schon super …………. das CI!

Jetzt macht alles Sinn, klar Montag Morgen kann ein Grund sein für eine schlechte Konzentration und zwei Nachtmonster ebenfalls. Aber das ist ja mein normaler Alltag, der mich sonst nicht so beeinträchtigt. Ich habe in der Eile das CI vergessen anzulegen. Umdrehen? Oh, da ist ein riesiger Stau auf der Gegenfahrbahn, da müsste ich dann anstehen. Naja, was solls… Werde den Tag schon rumbekommen. Habe ich ja auch über ein Jahr lang geschafft. Das Radio mache ich nun erstmal aus, damit ich mich besser auf die Straße konzentrieren kann. Der Tinnitus gibt den Beat vor 🙂

Rein ins Büro, die Kollegen sitzen bereits bei der Frühstückspause zusammen. Bin ja etwas später heute. Puh ist das anstrengend. Sonst verstehe ich eigentlich alles in unserer Runde, doch heute ist das anders. Drehe ständig meinen Kopf hin und her. Was? Wie bitte? Oh man, fühle mich wie 90 gerade. Ein Kollege hat eine besonders tiefe und ruhige Stimme. Da hilft selbst die stärkste Kopfdrehung und Konzentration nichts.

Pause vorbei, nun erstmal ein paar Berechnungen in Excel programmieren. Ein Genuss für mich eigentlich für einen Montag Morgen (nein, kaum zu glauben aber das ist wirklich keine Ironie 😉 ). Doch die Schaltvorgänge gehen heute etwas weniger flüssig in meinem Oberstübchen. Nach einem Kaffee mit viel Koffein gehts wieder besser.

Mittags lasse ich die Kantine ausfallen. Viele Menschen in einem großen Raum und kein CI ist suboptimal. Da bleibe ich lieber im ruhigen Büro, will ja Kraft tanken und nicht verlieren.

Nachmittags halte ich eine Präsentation. Ich setze mich gleich an die Pole Position, damit mein akustisches Ohr den kompletten Raum orten kann. Da ich überwiegend rede, macht die Präsentation richtig Spaß und ich übertöne selbst den Tinnitus 😀

Nach dem Meeting spreche ich mit einem Kollegen, den ich in diesem Jahr noch nicht getroffen hatte. Moment, kurzer Seitenwechsel beim Laufen, damit mein gesundes Ohr auf der richtigen Seite ist. Wir unterhalten uns kurz über mein Wohlbefinden und ich erzähle ihm von der CI OP und wie froh ich über diesen Zugewinn an Lebensqualität bin. Unter Ingenieuren ist das technische Interesse immer sehr groß an dem Thema 😉 Leider kann ich ihm den Sprachprozessor und die Spule gar nicht zeigen, da ich diese ja vergessen habe.

Der Abend bricht an und ich beende den Arbeitstag. Mein Kopf brummt etwas, der Tinnitus summt fröhlich wie immer und ich fühle mich wieder richtig müde.

Zuhause angekommen begrüßen mich meine Frau mit den Kinder, der Hund und ….. mein CI! Da schlummert das Kleine in der Trockenbox. Sofort lege ich es an und zack, da ist das schöne neue Klingeln und Bimmeln! Nun fühle ich mich wieder vollständig. Merci, dass es dich gibt 🙂 Nun ab zu den Kindern!

Résumé: Wie ist das Hören nach dem 1. Monat mit CI bei einseitiger Taubheit?

CI - Erstanpassung und Reha, So ist einseitige Taubheit!

Etwas mehr als ein Monat ist nun vergangen, seitdem das Cochlea Implantat mein taubes Ohr wiederbelebt hat. Zeit für ein erstes, persönliches Résumé.

Retroperspektivisch betrachtet bin ich sehr froh, mich FÜR das CI entschieden zu haben, weil:

1) mein Tinnitus tritt deutlich in den Hintergrund, solange das CI aktiv ist

2) mein Sprachverständnis ist besser geworden

3) die Ansprechbarkeit auf der tauben Seite ist gegeben

4) ein Gefühl von Raumklangempfindung ist bei mir wieder vorhanden

5) Geräuschüberempfindlichkeit ist reduziert auf der gesunden Seite

zu 1) Boah, nun fällt mir es richtig auf, wie sehr der Tinnitus der tauben Seite meine Wahrnehmung eigentlich beeinträchtigt. Schalte ich das CI kurz aus beim Gespräch, so strengt es mich mehr an diesem zu folgen. Der Kontrast ist sehr deutlich spürbar, da der Tinnitus sofort nach Deaktivierung in voller Stärke ins Bewusstsein drängt.

Zur Veranschaulichung, was in meiner Tinnitus Wahrnehmung passiert:

A) CI aus:

Primärwahrnehmung (selbst bei lauter Umgebung) ist Tinnitus

Sekundärwahrnehmung ist akustische Umwelt (gesundes Ohr)

B) CI ein:

Primärgeräusch ist akustische Umweltwahrnehmung (gesundes Ohr)

Sekundärgeräusch ist elektrische Umweltwahrnehmung (über das CI)

Tertiärgeräusch ist Tinnitus

Was für ein Wandel! Der Tinnitus wird nicht unbedingt weniger, sondern er rutscht mehrere Ebenen in der Wahrnehmung nach hinten. Was für ein Segen!

=> besseres Sprachverständnis

=> geringere Anstrengung

=> geringere Ermüdung

2) Das Sprachverständnis ist deutlich verbessert, was sich auch in den Sprachtests zeigt. So kann ich auch bei Störgeräuschen, z.B. in der Innenstadt, den Gesprächen deutlich besser folgen. Die akustische Wahrnehmung ist weniger mit Anstrengung verbunden.

3) Meinen Kopf halte ich nun immer öfter gerade in Gesprächen und muss ihn nicht mehr zur Seite drehen. Der Körper wird mir diese verbesserte Haltung hoffentlich danken. Die Körpersprache ist dadurch auch wieder verbessert, da eine gedrehte Kopfhaltung in der Kommunikation fehlinterpretiert werden kann vom Gegenüber. Ich bin beim Spazierengehen z.B. mit meiner Frau auch nicht mehr auf eine Seite beschränkt (gesundes Ohr zu ihr), wobei ich das weiterhin bevorzuge. Ich hatte nun schon öfters die Situation, dass ich es rein über die CI Wahrnehmung erkannte, wenn ich angesprochen wurde auf der tauben Seite. Natürlich suche ich mir es weiterhin zu Hause aus, ob ich etwas verstanden habe, wenn meine Frau mich ruft 😉

4) Das Gefühl „Ich sitze in einer Schachtel und habe einen Korken im tauben Ohr“ ist weg und der Klang fühlt sich wieder voller und umfassender an. So kann ich beim Autofahren wieder Musik hören, ohne dass mich das zu sehr ablenkt. Das Klavierspielen habe ich ebenfalls wieder angefangen. Nach den fürchterlichen Klangeindrücken nach der einseitigen Ertaubung hatte ich dieses frustiert vorübergehend aufgegeben…

5) Nach meiner Ertaubung musste ich temporär mit Gehörschutz zu Hause herumlaufen (im Vergleich zu drei kleinen Jungs ist ein startender Düsenjet nichts 😀 ), da sich eine laute Geräuschumgebung wie seelische Gewalt anfühlte. Nun stressen und verletzen mich laute Geräusche nicht mehr überdurchschnittlich. Das Cros habe ich nach der Arbeit immer abgelegt (da war nicht dieser Effekt), das CI trage ich permanent.

Sport und Sauna

Ich habe wieder angefangen (8 Wochen nach OP), regelmäßig Sport zu treiben (Fitness und Laufen). Ich merke keine Beeinträchtigungen durch das CI. Im Gegenteil: es ist unglaublich toll, beim Joggen wieder Windgeräusche und das Auftreten der Füße auf beiden Ohren zu hören! Irgendwie bin ich dadurch auch etwas besser im Gleichgewicht. In die Sauna gehe ich ebenfalls wieder (ohne Sprachprozessor versteht sich, wobei das mit Einschränkungen mit dem Aqua+ Kit wohl möglich sein soll).

Schlafen und Wundheilung

Schlafen ohne Probleme ist ebenfalls wieder auf der OP Seite möglich. Eine Berührungsempfindlichkeit der Narbe liegt nur noch ganz schwach vor.

Gesellschaftliches Leben

Nach meiner einseitigen Ertaubung habe ich große Menschenansammlungen und laute Umgebungsgeräusche vermieden. Nun war ich wieder mit meiner Frau und Freunden einmal in einer Kneipe und einem Restaurant. Wenn ich den Sprachprozessor abnehme, ist der Tinnitus sofort im Vordergrund und ich erhalte ein beklemmendes Gefühl (sogar bei dieser lauten Geräuschkulisse!). Die Umgebungsgeräusche erdrücken einen förmlich. Schnell wieder den SP ran an den Kopf und ich fühle mich wieder viel wohler und verstehe die Gespräche deutlich besser!

Arbeit

Auf der Arbeit empfinde ich mich leistungsfähiger mit CI und ermüde weniger bei Gesprächen. Meine Kollegen sind super interessiert an dem Ding an meinem Kopf (Ingenieure lieben eben Technik 🙂 ). Wenn ich erzähle, dass ich nun nur noch bis 1,5 Tesla zugelassen bin, dann habe ich die Lacher auf meiner Seite (das finden aber glaube ich nur Leute witzig, die mit Magnetfeldern arbeiten 😉 ).

Wow Effekt:

Stellenweise habe ich den Eindruck, auf beiden Seiten die gleiche Geräuschwahrnehmung zu besitzen. Was für ein tolles Gefühl, wie mit zwei gesunden Ohren! War mir gar nicht bewusst, dass das möglich ist mit einem CI!

Zum Beispiel:

beim Hören von elektrischer Musik

das Plätschern von Wasser

das Wehen von Wind um die Ohren

Fazit 1. Monat mit aktiviertem Cochlea Implantat:

Unterm Strich ist meine Lebensqualität als einseitig Ertaubter deutlich mit Cochlea Implantat gestiegen. Das Cros war in der Vergangenheit eine kleine Hilfe (konnte nur bei Punkt 3 helfen), das CI ist verglichen dazu ein deutlicher Quantensprung.

Die Klangqualität des CI ist deutlich schlechter und anders als die akustische Wahrnehmung über das gesunde Ohr (keine Illusionen da machen!).

Jedoch stört mich das nicht, auch wenn sich ein leichtes Hallempfinden der beiden Wahrnehmung bei mir einstellt (CI Ohr ist leicht zeitversetzt). Ich empfinde es von Anfang an als Bereicherung und trage das CI den ganzen Tag!

Ich kann zum Glück ein sehr positives Fazit für mich persönlich ziehen, nach all den Höhen und Tiefen im Vorfeld. Ich kann nun gar nicht mehr nachvollziehen, wieso ich mir so unglaublich viele Gedanken im Vorfeld machte, ob ich die Operation wagen soll. Hätte ich doch nur die Informationen schon früher gehabt 🙂

Nichts desto trotz möchte ich wie üblich betonen, dass das meine persönlichen Erfahrungen sind und leider keine Allgemeingültigkeit besitzen. Die medizinischen Voraussetzungen (vor allem die Ertaubungsdauer) sind einfach zu verschieden, genau so wie der individuelle Lernprozess und der psychologische Umgang mit dem Thema.

Ich hoffe, ich kann Mut allen Unentschlossenen mit meinen Erfahrungen machen, wenigstens zur Voruntersuchung zu gehen und die medizinische Machbarkeit abzuklären. Alles andere ist sonst nur Spekulation im Vorfeld. Die VU kostete mir lediglich 20 € Zuzahlung und zwei Tage Untersuchungen mit warmen Mahlzeiten und netten Leuten dazwischen 😉 Dafür kann sie der mögliche erste Schritt in ein neues akustisches Leben bedeuten. Nur Mut!

Diskussion zu CI bei einseitiger Taubheit findest du hier im DCIG Forum.

EA Tag 5: Kann man hören wie Latein lernen?

CI - Erstanpassung und Reha

Und schon bricht der bereits letzte Tag meiner Erstanpassung an. Wahnsinn, wie schnell diese Woche vergangen ist! Der erste Griff geht in die Trockenbox neben meinem Bett und der Sprachprozessor wird mit einem inzwischen geübten Handgriff angelegt.

Hallo, hallo, hallo, Guten Morgen taubes Ohr, Hörnerv erwache! Die ersten Minuten nach dem Anlegen empfinde ich die Lautstärke des CIs noch etwas laut, das legt sich jedoch schnell. Das Geräusch des fließenden Wassers beim morgentlichen Waschen entzückt mich noch immer aufs neue. Wahnsinn, wie dynamisch das Wasser doch durch das Blechohr klingt.

Ich habe generell den Eindruck, dass ich unglaublich achtsam geworden bin, seitdem das CI aktiv ist. Obwohl die Klangqualität, verglichen mit dem akustischen Hören, bei weitem nicht mithalten kann, entdecke ich neugierig viele akustische Nuancen! Diese fielen/fallen mir über das akustische Ohr überhaupt nicht in der Intensität bewusst auf, sondern werden einfach selbstverständlich konsumiert und nicht weiter beachtet. Etwa die genannte Dynamik eines  Wasserstrahls im Waschbecken oder die vibrierende Charakteristik des Klangs einer Kirchenglocke. Das Cochlea Implantat verhilft mir trotz seiner reduzierten Klangqualität zu einer bewussten Differenzierung der akustischen Umwelt und somit zu einer Erweiterung meiner wahrgenommenen Hörfähigkeit. Klingt komisch, ist aber irgendwie so…

Logopädie

An meinem letzten Tag der EA möchte ich noch einmal richtig gefordert werden. Die angehende Logopädin führt heute wieder die Sitzung durch und liest mir einen unbekannten Text vor. Das gesunde Ohr ist dabei selbstverständlich mit einem lauten Rauschen aus einem Kopfhörer wirkungsvoll abgelenkt, sodass ich nur rein über das CI die Sprache wahrnehmen kann. Mit geschlossenen Augen lausche ich dem wilden Rauschen auf der einen, der Mickey Mouse ähnlich wahrgenommenen Stimme auf der anderen Seite. Den Text kann ich gut aufnehmen und einzelne unverständliche Wörter kann ich über den Kontext erschließen. Toll, so ein Resultat am Ende der EA habe ich mir im Vorfeld wirklich nicht erträumt. Die Erwartungen möglichst tief ansetzen hat sich gut bewährt, sodass ich nur positiv überrascht wurde. Der Text handelt von einer Forschungsreise. Nach jedem Absatz soll ich den Inhalt wiedergeben.

Nun fällt mir eines ganz bewusst auf: Ich verstehe zwar während des Zuhörens recht gut den Text, jedoch ist es für mich unglaublich schwer, den Inhalt über mehrere Sätze hinweg im Gedächtnis zu behalten. Mein Gehirn ist scheinbar so mit der Datenaufnahme und Interpretation beschäftigt, dass wenig Denkleistung fürs Ablegen im „Arbeitsspeicher“ übrig bleibt. Trotz meiner ersten Erfolge dieser Woche wird mir nun einmal mehr bewusst, dass noch ein längerer Weg der neuronalen Neuvernetzung (einmal wieder nach dem Gehör- und Gleichgewichtsverlust) für mich zu gehen ist. Doch als Bergsteiger und Marathonläufer bin ich gewohnt lange Wege zu gehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren 😉

Den vollen Nutzen eines Cochlea Implantats erlangt man ja bekanntlicherweise erst nach einer längeren Lernphase. Daher ist meine Rehaphase auch auf drei Jahre verteilt. Viele vergleichen den cognitiven Entwicklungsprozess auch mit dem Erlernen einer neuen Sprache. Im Vorfeld habe ich mir das irgendwie etwas wie Latein lernen, also durch harte Arbeit, vorgestellt. Nun nach der EA habe ich mehr das Gefühl, dass das größtenteils ein spielerischer unterbewusster Prozess ist.

Natürlich kann man durch Übung (z.B. jeden Tag eine Stunde mit dem Kabel einstöpseln) den Prozess des Erlernens beschleunigen. Eine gute Möglichkeit hierfür ist die Nutzung des Online-Angebots der deutschen Welle. Hier findet man langsam gesprochene Nachrichten, Reportagen, etc. mit Skript zum parallelem Lesen. Eine wirklich tolle Plattform als Quelle zum Üben zu Hause!

Ich empfinde den Entwicklungsprozess mit CI aber mehr wie das Lernen eines Kindes durch Erleben . Da die Geräusche des Alltags ebenso einen Lerneffekt hervorrufen können wie gezielte Übungen, lernt mein Gehirn allein durch das Tragen des SP stets dazu. Achtsamkeit und Neugierde helfen dabei, den Prozess zu beschleunigen.

Die Auszubildende frägt mich, ob ich mich als Patient für ihren Fallbericht zur Verfügung stelle. Da habe ich natürlich nichts dagegen und wir verabreden uns für den Mittag zu einem kurzen Gespräch.

Anpassung Technik

Um im kommenden Alltag für die unterschiedlichen akustischen Situationen gut gerüstet zu sein, stellt der Techniker zusammen mit mir ein paar Programme auf der Fernbedienung ein. Diese kann ich nach belieben selbst aktivieren. Zudem wird die Lautstärke erneut angepasst. In der nächsten Zeit soll ich ungefähr alle drei Tage eine Lautstärkenstufe nach oben gehen, bis es für mich nicht mehr angenehm ist. Ich starte mit 1 von 10 und bin gespannt, wie weit ich bis zu meinem nächsten Aufenthalt im Rahmen der Reha kommen werde. Die jetzige Stufe 1 hört sich noch recht laut und hallend an, die Eigenstimme gewöhnungsbedürftig. Die Zeit wird zeigen, welche Fortschritte noch möglich sind.

Interview Fallbeispiel

Gerne stehe ich als Patient für einen Ausbildungsbericht der  angehenden Logopädin zur Verfügung. Wir treffen uns in der Cafeteria und unterhalten uns. Ich erzähle ihr meine medizinische Vorgeschichte (wird echt mal Zeit, dass ich es schaffe hier einen Beitrag darüber zu verfassen!) und über meine ersten Erfahrungen mit dem CI. Ich denke, ich bekomme das recht prägnant auf den Punkt, da mir das Schreiben im Blog als Reflexion dient. Ist ja auch praktisch für sie, einen umfassenden Blog als Informationsquelle zu ihrem Patienten nutzen zu können 🙂 Nachdem wir mit den Themen durch sind, verspricht sie mir auf Nachfrage, den Bericht per Mail zukommen zu lassen.

Wir verabschieden uns und ich begebe mich auf die Autobahn Richtung zu Hause.

Byebye EA!

Die Erstanpassung hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen! Zwar klingt das erste Hören über das CI noch surrealer als die Simulationen. Das stört aber nicht! Neben Wörtern ist mir das Verstehen von ganzen Sätzen nach dieser ersten Woche möglich. Die Klangvielfalt hat mich trotz der vermuteten reduzierten Qualität positiv überrascht. Der Tinnitus scheint in den Hintergrund zu rücken, so lange ich den SP trage. Das ist alles so viel besser als einseitig taub zu sein! Lang lebe die Technik und die Medizin, die dieses Erlebnis ermöglicht.

Ich freue mich darauf, den Sprachprozessor meiner Frau und Kindern zu zeigen und sie an meiner Freude über den neuen Lebensabschnitt teilhaben zu lassen. Zudem bin ich überaus neugierig, wie mein privates und berufliches Umfeld auf den SP reagieren wird  und auf die hoffentlich vielen Entdeckungen in der neuen akustischen Welt, die vor mir liegen!

Diskussion zu meiner Erstanpassung findest du hier im DCIG Forum.

EA Tag 4: Die ersten Ergebnisse: Was bringt das Cochlea Implantat?

CI - Erstanpassung und Reha

Neuer Tag, neues Glück. Wie gewohnt lege ich mir sofort nach dem Aufstehen mein Cochlea Implantat an. Ahhh, da ist sie wieder, die schöne, neue akustische Welt. Das Wasser beim Waschen hört sich schon wieder verändert an bilde ich mir ein, klarer und heller. Unglaublich, wie achtsam ich seit der Aktivierung des CIs den Tag über Geräusche wahrnehme, ohne dass ich mich speziell darauf fokusiere. Heute wird ein Power-Tag! Das vollste Programm meiner Erstanpassung lacht mir entgegen. So mag ich das 🙂 Als runter an den Frühstückstisch und zur Abwechslung mal Kaffee mit Coffein rein in den Körper. Ja, ich trinke häufig ohne. Nein, es hat nichts mit dem CI zu tun 😉 Zwei Brötchen später fängt das Doping an zu wirken und ich mache mich bereit für das Highlight der Woche! Hörtests in der Audiologie stehen an.

Audiologie

Zur Audiologie muss ich genau 1,5 m den Speisesaal verlassen und schon bin ich im schalldichten Raum. Natürlich bin ich hoch motiviert, ein erstes „objektives“ Ergebnis über die Veränderungen meiner persönlichen  akustischen Wahrnehmung zu erhalten. Bereits vor der OP wurden die gleichen Tests durchgeführt (ohne Hilfsmittel, mit Cros und mit Baha). Im Laufe der mehrjährigen Reha wird dieser Test wiederholt und der Lernprozess dadurch sichtbar. Auch für die Wissenschaft werden die Ergebnisse für Studienzwecke herangezogen. Man, es wird echt Zeit, dass ich endlich dazu komme, die Ergebnisse der vielen Studien zu den Vorteilen eines CIs bei einseitiger Taubheit in einem Beitrag zusammenzufassen….. Los geht die Testreihe. Auf dem Programm stehen der Oldenburger Satztest und der Freiburger Einsilbertest.

Beim Oldenburger Satztest werden wiederholt Sätze gleichen Satzbaus aus fünf Wörtern gebildet. Die Wörter werden aus einer vordefinierten Menge dabei durch das Zufallsprinzip miteinander kombiniert. Daher gilt: Beim Oldenburger keinen Sinn suchen, sondern nur das wiedergeben (und zwar alles) was man wahrnimmt. Ich bilde wieder fleißig mit geschlossenen Augen lustige Sätze oder Wortfetzen.

Das Freiburger Sprachaudiogramm (oder Freiburger Wörtertest, Einsilbertest, etc…) beschränkt sich auf das Hören eines Wortes im Störgeräusch. Die Lautstärke des Störgeräuschs wird dabei den Ergebnissen des Probanten angepasst. Der Grenzbereich des Sprachverständnisses wird also ermittelt. Das Ganze wird mit Zahlen und einsilbigen Substantiven durchexerziert. Das Zahlenverstehen flutscht ohne Probleme durch, die Wirkung des Kaffees ist noch voll da 😉 Mit den Wörtern wird es schon anspruchsvoller.

Wer nun noch einen Hannover- oder Berlinertest vermutet, die kamen nicht vor 🙂

Direkt im Anschluss erhalte ich die Auswertung in die Hand gedrückt und die Audiologin verabschiedet sich. Ich hake natürlich nach, was die Diagramme bedeuten und sie nimmt sich nochmal Zeit für mich und erklärt kurz das Papier in meinen Händen.

Hörkurve einseitige TaubheitZunächst sieht man im ersten Audiogramm, Überraschung, ich bin links ohne CI taub und rechts normalhörend. Das Zweite ist da schon wesentlich aufschlussreicher:

Sprachaudiogramm Freiburger Wörtertest

Im Oldenburger Satztest konnte ich 77 % der Wörter verstehen (dachte vom Gefühl, es wären weniger). Beim Freiburger Sprachverständlichkeitstest verstand ich 50 % der einsilbigen Substantive und 100 % (!!!!!!!!) der Zahlen im Störlärm. Yeah, bin sehr zufrieden mit den Erfolgen mit dem Cochlea Implantat und fühle mich einmal wieder bestätigt in meiner Entscheidung dafür! Mit viel Coffein und Endorphinen im Blut nimmt der Morgen weiter seinen Lauf. Schön, dass nach all der Ungewissheit, ob das CI überhaupt noch medizinisch funktioniert, so ein erfreuliches Ergebnis heraus kommt! Das Ergebnis ist bei Weitem nicht selbstverständlich! Einen Vergleich mit den Tests vor der OP (Ergebnisse habe ich leider momentan nicht, besorge ich beim nächsten ICF Aufenthalt) liefere ich euch nach.

Anpassung Technik

Nun geht es direkt weiter zum Techniker. Dieser nimmt keine neuen Einstellungen vor, da wir uns voll und ganz dem Technikzubehör widmen wollen. Bisher hatte ich den Sprachprozessor mit Spule, die Fernbedienung und ein paar Batterien. Nun kommt noch eine Menge anderer Zubehörteile in einem Koffer dazu. Da die Beschreibung des Inhalts den Tagesberichtsumfang der Erstanpassung sprengen würde und ich hoch erfreut bin über so viel Sonderausstattung (sponsored by Krankenkasse), widme ich hier dem Koffer seinen verdienten Extrabeitrag. Lasst uns doch einmal gemeinsam einen Blick hineinwerfen:

Cochlear Implantat Nucleus 6 – der Zubehörcheck

Logopädie

Heute führt die Logopädiestunde eine junge Dame durch, die unsere letzten Sitzungen lang als Auszubildende hospitierte. Zum Start wünsche ich mir gleich eine schwere Herausforderung (habe mir  ausnahmsweise Kaffee mit Coffein heute morgen gegönnt, der bringt mich in Fahrt 🙂 ). Gut, soll ich bekommen… Das Audiokabel wird in den Sprachprozessor eingestöpselt und los gehts nur über die CI Seite. Drei verschiedene Wörter eines gemeinsamen Themenfelds werden vorgespielt. Nach dem Anhören soll ich das dazugehörige Themenfeld benennen. Ich erfasse noch nicht alle Wörter auf anhieb. Braucht es auch gar nicht bei dieser Übung, da ich auch mit Lücken das Themenfeld recht  gut assoziieren kann. Ich wills härter! 🙂 Ok, nächstes Level. Eine Liste mit je drei Wörtern je Zeile, die sehr ähnlich klingen (in etwa Feld, Geld, Held), liegt vor mir. Ein unbekanntes Wort wird übers CI eingespielt und ich soll nennen, welches der drei Wörter es jeweils ist. Diese Übung klappt ebenfalls recht zügig und wir ziehen deshalb die komplette Liste durch. Ich halte immer meine Augen geschlossen, um die maximale Konzentration auf dem Gehör zu haben. Puh, gegen Ende merke ich, wie sich langsam die Ermüdung breitmacht. Nun muss ich doch das ein oder andere Wort wiederholen lassen. Unterm Strich weiß ich jedoch das Sprachverständnis, das ich bisher aufbauen konnte, sehr zu schätzen! Nimm das Verknöcherung!

Psychologie

Die Belastungen einseitiger Taubheit (geschweige denn bei einer vollständigen Ertaubung) und vor allem der häufigen Begleiterscheinung Tinnitus (nie mehr Ruhe!) bei Spätertaubungen kann sehr massiv sein und sich auch auf das Sozialverhalten auswirken.

Deshalb hat jeder Patient standardmäßig am ICF ein Gespräch mit einer Psychologin bei der Erstanpassung. In den daraufhin folgenden Reha-Aufenthalten kann jederzeit über die Logopädie ein neuer Termin angesetzt werden. Zunächst versucht mir die Psychologin mit Samthandschuhen die Vorteile und den Nutzen einer psychotherapeutischen Arbeit näher zu bringen. Ich weise sie gleich darauf hin, dass ich vom Benefit ihrer Tätigkeit überzeugt bin. Der Nutzen, um möglichst schnell wieder neben dem körperlichen auf die Beine zu kommen, ist mir bewusst. Daraufhin führen wir das Gespräch gleich auf einer ganz anderen Ebene fort. Sie stellt heraus, dass sie mit den wenigen Terminen keine Therapie bieten kann, sondern lediglich eine Hilfestellung bei offenen Fragen und Anliegen leisten kann. Verständlich, wenn man bedenkt, dass eine klassische Kurztherapie bei einem Psychologen 40 Sitzungen umfasst.

Hiermit möchte ich anderen Betroffenen Mut machen und den Nutzen von psychologischer Arbeit bei einseitiger Ertaubung unterstreichen. Natürlich kann man versuchen alles mit sich selbst auszumachen, jedoch ist es meist deutlich effizienter, professionelle Unterstützung zur Bewältigung von belastenden Themen in Anspruch zu nehmen (auch wenn viele, mich eingeschlossen, eine ziemliche Hemmschwelle beim ersten Mal dafür haben). Ich für mich persönlich bin froh, möglichst schnell Leistungsfähigkeit wieder herzustellen und spüren zu können.

Freizeit

Nach diesem anstrengenden Rehaprogramm möchte ich mir etwas Ruhe gönnen. Deshalb nutze ich das schöne Wetter für einen Spaziergang vom ICF aus zum Seepark, der direkt in der Nähe liegt. In dieser Parkanlage fand eine Landesgartenschau in der Vergangenheit statt. Ich genieße die Aussicht von einem Turm und umrunde den See. Leider hat der einladende Biergarten noch nicht geöffnet.

Fazit

Trotz des Schocks der Voruntersuchung nimmt die Geschichte CI für mich persönlich scheinbar einen positiven Ausgang. Die Ergebnisse übertreffen bei Weitem meine Erwartungen und ich bin darüber sehr dankbar. Nimm das Verknöcherung!

 

Cochlear Implantat Nucleus 6 – der Zubehörcheck

CI - Vergleich

Seit etwa 5 Wochen habe ich mein Cochlea Implantat verbaut und die ersten Höreindrücke sind wirklich unglaublich toll!!! Als CI habe ich mir das Nucleus 6 des australischen Platzhirschs Cochlear ausgesucht. Der Sprachprozessor ist ein CP910. Meine persönlichen Gedanken zu den Herstellern habe ich bereits in einem großen CI-Check aufgeführt. Medizinisch waren bei meiner OP die etwas steifer ausgeführten Elektroden von Vorteil, da ich eine teilweise verknöcherte Cochlea besitze. Bei der Erstanpassung habe ich zu meiner Überraschung einen unglaublich großen Koffer voll mit Zubehör erhalten.

Cochlear Zubehörkoffer

Da die Beschreibung des Inhalts den Tagesberichtsumfang der Erstanpassung sprengen würde und ich hoch erfreut bin über so viel Sonderausstattung , widme ich hier dem Koffer seinen verdienten Extrabeitrag. Lasst uns doch einmal gemeinsam einen Blick hineinwerfen:

Fernbedienung

Fernbedienung CochlearZur schnellen Einstellung der Optionen des Sprachprozessors habe ich mich für eine etwas größere Fernbedienung mit Display entschieden. Diese macht einen recht schicken und hochwertigen Eindruck. Indem die Sendespule an die Rückseite gehalten wird verbindet sich die Fernbedienung mit dem Prozessor. Identität und Einstellungen werden geschwind ausgetauscht und sind danach auf der FB gespeichert. Bisher habe ich noch nicht allzu viel Schnickschnack freigeschalten. Bei der technischen Anpassung kann die Optionsvielfalt vom Techniker eingestellt werden. Bisher nutze ich regelmäßig die Lautstärkenregelung, die Batterieanzeige (wobei diese nicht wirklich für Zink-Luft-Batterien ausgelegt ist, sondern für Akkus) und das Umswitchen zwischen vier vordefinierten Programmen.

So weiß ich die Dynamik und das fehlende Filtern bei „Musik“ bei Nutzung meines MP3 Players zu schätzen, damit der Klang möglichst unbeschnitten genießbar wird.

Das Programm „Gruppe“ legt einen akustischen Fokus auf Stimmen, die frontal auf den CI Träger treffen. Diese Funktion nutze ich z.B. im Cafe beim Treffen mit einem Freund und der Unterschied im Sprachverständnis ist recht deutlich hörbar.

„Zu Hause“ und „Draußen“ empfinde ich nicht als so sehr akustisch spezialisiert wie die anderen beiden erwähnten Programme. Vielleicht ist mein Gehör auch noch nicht differenziert genug auf der CI Seite. Die Akkuladung halt ca. 3 Tage, wobei ich gestehen muss, dass die Fernbedienung 24 h am Tag bei mir läuft. Nachtabschaltung vergesse ich meist 😉

Ladekabel mit Reiseadapter für Fernbedienung

Cochlear Fernbedienung LadekabelEin Standard Micro-USB Kabel dient zur Aufladung der Fernbedienung. Zum Glück wird hier eine Standardschnittstelle verwendet. Es gibt nichts nervigeres als Spezialkabel aus meiner Sicht! Reiseadapter für viele Netze der Welt sind auch gleich mit dabei.

Trockenbox Breeze (elektrisch) mit Reiseadapter

Trockenbox CochlearDie Trockenbox dient zur Aufbewahrung des CIs über Nacht. Feuchtigkeit und Elektronik sind ja bekanntlich nicht umbedingt beste Freunde. Hinzu kommt, dass der SP und die Spule in der Standardausführung nicht staub- und wasserdicht sind (Ausnahme Aqua+ Zubehör, siehe unten)

Die Box ist recht leise, wobei ich sie mir nicht ins Schlafzimmer stellen würde.

Was etwas nervigt ist, ist die Tatsache, dass ein sogenanntes „Dry-Brik“ benötigt wird. Das ist eine Granulatbox zur Aufnahme der Feuchtigkeit, die ca. alle drei Monate getauscht werden muss. Das Wirkprinzip habe ich somit nicht wirklich verstanden bisher. Ich habe im Keller einen elektrischen Luftentfeuchter, der ähnlich wie ein Kühlschrank mit einem Peltierelement arbeitet. An den Kühlelementen kondensiert die Feuchtigkeit und wird in einen Auffangbehälter abgeschieden, der regelmäßig zu reinigen ist. Alternativ gibts weniger leistungsfähige Granulat- Luftentfeuchter, die eine begrenzte Lebensdauer haben. Irgendwann ist das Granulat mit Feuchtigkeit gesättigt und rien ne va plu. Hier sind scheinbar beide Wirkprinzipien vorhanden, doch wieso?! Ich würde vermuten, dass das Granulat aus Comfortgründen vorhanden ist, um ein regelmäßiges Entleeren eines Wasserspeichers überflüssig zu machen. Doch wo ist dann der Vorteil zur mobilen Trockenbox (siehe unten) ?!

Reiseadapter machen die Box international einsatzfähig.

Der Innenraum ist recht groß ausgeführt, sodass der SP mit Spule ohne Probleme abgelegt werden kann. Eine Entnahme der Batterien ist laut Beipackzettel nicht erforderlich.

Trockenbox mobil (mit Trocknungseinsätzen)

Und wieder eine weitere Trockenbox, die jedoch nur rein mit Granulateinsätzen arbeitet. Nice to have, doch die Funktion kann doch auch von der anderen Box übernommen werden.

Audio Anschlusskabel

Audiokabel Cochlear

Das Kabel dient für den Anschluss von batteriebetriebenen Audiogeräten wie MP3 Player oder Handy an das CI.

Das Kabel kann am SP angestöpselt werden, nachdem man sich

A) Zig Fingernägel beim Öffnen der Verdeckkappe abgebrochen hat, oder

B) das vorhandene Spezialwerkzeug benutzt, oder

C) improvisiert und ein Büroklammer, Schnellhefterklammer etc. auf eigene Gefahr zweckentfremdet

Nur für den Einsatz an akku- bzw- batteriebetriebenen Audiogeräten (wobei mir die zulässige maximale Spannung nicht bekannt ist…)

Audio Anschlusskabeladapter

Dieser Adapter gewährleistet die sichere elektrische Trennung zum Anschluss von netzgebundenen Audiogeräten wie Fernseher oder Stereoanlage über das Audiokabel. Man hat ja nun nen feinen Blitzableiter direkt ins Gehirn installiert, da sollte man „Einschläge“ vermeiden 😉

Ohrenstöpsel zum synchronen Mithören für Zweitperson am CI

Diese Kopfhörer können am Sprachprozessor eingestöpselt werden, damit z.B. Eltern bei ihrem CI Kind mithören könne, ob alles Externe ordnungsgemäß funktioniert.

Ohrbügelersatz (Earhook)

Standard Haltebügelchen zur Fixierung des Prozessors am Ohr. In mir erzeugte der von Anfang an nicht einen ausreichend vertrauenswürdigen Eindruck für meinen aktiven Lebensstil. Ich habe auf den weniger komfortablen Snug Fit Bügel umgestellt, der aber wesentlich besser am Ohr durch Einhaken hält. Wäre ein teurer Spaß, wenn der Prozessor im Einsatz abfällt und danach kaputt ist… Alternativ ist die Verwendung eines Ohrpassstück möglich. Ich will mir aber nichts ins taube Ohr stopfen, auch wenn es nicht tief ist (bin da einfach etwas sensibel seit der Ertaubungsentzündung). Hinzu kommt die Ohrschmalzthematik, die regelmäßigen Reinigungsaufwand am Passstück erforderlich macht (zumindest bei mir). Vom Cros Gerät von Phonak kenne ich eine geschickte Haltelösung für das Mikrofongerät, die ich mir hier vorzugsweise für den CI Alltag wünschen würde. Das Bügelchen wird in der Ohrmuschel eingehakt, ohne den Gehörgang zu verschließen. Zudem ist der Bügel extrem unauffällig durch seine Dimensionen und transparenter Farbe.

Spulenersatzkabel

Spulenkabel Cochlear

Zur Verbindung des SP mit der Spule habe ich als Ersatz ein langes 28 cm Kabel gewählt. Ich möchte eine Bastellösung für den Hemdkragen (ähnlich Freestyle Design Advanced Bionics Neptune) ausprobieren. Hat jemand Erfahrungswerte? Wird auf jeden Fall akustisch eine Herausforderungen, die Mics gut positioniert zu bekommen.

Gürteltasche für Fernbedienung

Wer’s braucht, …..

Mikrofon Filtereinsätze zum Wechseln

Ersatzmagnet

Cochlear MagnetMagnete für die Spule sind in sechs Stärken erhältlich. Ich selbst trage einen Magnet mittlerer Stärke (3) und komme damit bisher gut zurecht. Die magnetische Feldstärke lässt sich neben der Magnetsorte auch über den Luftspalt anpassen. Über eine Drehfunktion an der Spule wird der Luftspalt verändert und die Anziehungskräfte reagieren darauf im quadratischen Zusammenhang (physikalisch bedeutet die theoretische Halbierung des Luftspalts eine Vervierfachung des magnetischen Felds).

ErsatzbatteriefachCochlear Batteriefach

FM-Adapter (kein Radio, sondern für Funkmikrofonanlagen)

Interessant für öffentliche Veranstaltungen/Seminare/Gottesdienste etc. Werde es als SSDler wohl eher nicht benötigen.

Snugfit (Outdoor/Sporthalter)

Diese Halterung nutze ich standardmäßig als Bügel, da er zu meinem aktiven Lebensstil mit viel Sport und Toben mit den Kindern passt.

Sportbügel Cochlear

Leider gibt’s den nicht mehr in transparent, wie bei der Vorgängergeneration…  Bei dauerhaftem Tragen drückt er leider etwas unangenehm.

Snugfit Cochlear

Ich hoffe, mein Ohr gewöhnt sich daran mit der Zeit.

Werkzeug

Cochlear Werkzeug

Die Fingernägel danken diesem kleinen Tool in Stifttarnung. Es dient u.a. zum Öffnen des Batteriefachs und der Abdeckung des Audiokabel-Anschluss

Aqua+ Kit

Aqua Set Cochlear

Als großes Schmankerl hat Cochlear dieses Jahr das Aqua+ Kit als Standardausstattung eingeführt, um z.B. auch am australischen Strand mit CI surfen gehen zu können. Damit holen sie Advanced Bionics auf, die schon etwas länger ein Hardcase zum Schutz des SP vor Wasser beim Schwimmen und Tauchen anbieten. Bisher gab es lediglich eine Art verschließbare Brotzeittüte für SP und Spule, um diese vor dem Ertrinken zu bewahren. Diese gibts in der Wegwerfvariante oder als Mehrwegverpackung. Das Kit macht optisch einen tollen Eindruck, hier wurde wirklich eine nette Verpackung designed.

Aqua Set Cochlear NucleusNeben einer weiteren Aufbewahrungsbox für den SP und die Spule gibt es zwei transparente „Angelschnüre“ mit Clips, die im Haar oder an der Badekleidung als zusätzliche Verliersicherheit angebracht werden können. Die Aquaspule ersetzt die Standardspule bei Wassereinsätzen und das transparente Hardcase schützt den Sprachprozessor.

Cochlear Aqua+ TestDoch Vorsicht: für dessen Betrieb sind Akkus Pflicht, da das Case sowohl wasser- als auch luftdicht ist und somit den Batterien die Puste ausgeht. Die Lebensdauer ist mit ca. 50 Anwendungen (je nach Nutzerverhalten) abgeschätzt.

Aqua+ Cochlear AnleitungEin Tauchen von bis zu drei Metern und maximal zwei Stunden ist laut Verpackung zulässig.

Eine Anwendung in Salz- und Chlorwasser ist möglich.

Aqua+ Cochlear

Zudem ist der Einsatz unter Umständen für die Sauna denkbar (70 °C, 95 % Luftfeuchte exemplarisch auf Anleitung genannt, s.o.).

CI und Sauna werden hier diskutiert.

Das Aqua+ ist optisch recht ansprechend (viel besser als die bisherigen Brotzeittüten) und ich werde es auf jeden Fall Just4fun ausprobieren und euch berichten! Ein wirklich tolles Extra!

Akku Set

Am Ende meines Aufenthalts der Erstanpassung habe ich mir gleich ein Akkuset, bestehend aus zwei großen und zwei kleinen Akkus mit Ladestation bestellt. Meine persönlichen Beweggründe:

1) Die Akkus haben mehr Power und können somit in bestimmten Situationen bessere Hörergebnisse liefern.

2) Voraussetzung für die Verwendung des Aquacase

3) Der Umwelt zu Liebe. Im ICF ist eine kleine Skulptur namens „Drei Jahre hören“ ausgestellt.

Drei Jahre HörenGanz schön viel Sondermüll, der mit Akkus vermieden werden kann. Da nehme ich gerne die privat getragenen Stromkosten zum Laden in Kauf! Die Akkus werden von der Krankenkasse übernommen. Im Gegenzug erhält man zwei Jahre lang keine Batterien mehr gezahlt. Ein fairer Deal finde ich.

4) Wesentlich präzisere Ladungsanzeige über Fernbedienung als mit Zink-Luft-Batterien möglich

Fazit:

Überraschend viel Zubehör bei so einem kleinen Prozessor in der Serienausstattung dabei, für jeden Geschmack etwas! Ich werde wahrscheinlich nicht alles zwingend im Alltag benötigen. Einiges ist jedoch nice2have wie etwa das neue Aqua+ Kit, das wirklich einen sehr guten ersten Eindruck macht.

Was sind eure Erfahrungswerte bei anderen Herstellern? Existieren Unterschiede von der Erstausstattung?

Eine ausführliche Anleitung von Cochlear existiert hier zu den Produkten.

Der Beitrag wird hier diskutiert.

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EA Tag 2: Von Elektroterroristen und wütenden Gorillas

CI - Erstanpassung und Reha

Neuer Tag, neues Glück! Mit viel Freude lege ich beim Erwachen sofort den Sprachprozessor an, der friedlich direkt neben mir auf der Ablage geschlummert hat. Ahhhhhh, ich fühle mich irgendwie wie ein Junkie, der süchtig nach einem verrückten Zeug ist, in meinem Fall die schrägen Geräusche im tauben Ohr.

Anpassung Technik

Das heutige Programm startet mit einer Anpassung des Prozessors. Dazu wird zunächst die Impedanzen aller Elektroden vermessen. Hierbei wird der Hörnerv mit einem Impuls erregt. Dieser erzeugt darauf hin einen weiteren elektrischen Impuls, der ans Gehirn weitergeleitet wird. Dieser Impuls ist mit dem CI messbar. Je stärker der Impuls, umso lauter das Geräusch. In den ersten Tagen Betrieb eines Cochlea Implantats verändern sich die Oberflächen der Elektroden. Diese werden rauher und bekommen dadurch mehr Oberfläche. Zusätzlich verbindet sich die Elektrode besser mit dem umliegenden Gewebe. Durch diese beiden Effekte sinkt der Übergangswiderstand von Elektrode zum Hörnerv. Laut dem Ohmschen Gesetz reicht nun eine niedrigere Spannung aus, um den gleichen Strom im Hörnerv zu induzieren (= gleiche empfundene Lautstärke), da der Widerstand ja kleiner geworden ist. Folglich nimmt die Laufzeit bis zum Batteriewechsel zu und eine stärkere Erregung ist theoretisch möglich.

Wow, in einem schönen Diagramm wird mir gezeigt, wie die Elektrodenwiderstände bereits seit gestern gefallen sind. Super Sache, endlich mal anschauliche Elektrotechnik am (besser im) eigenen Leib 🙂

Die Lautstärke des CIs konnte ich am ersten Tag von 1 stufenweise bis 9 per Fernbedienung steigern, ohne dass es Probleme verursacht hat. Das ist ein gutes Zeichen. Durch die höhere Lautstärke kann ich die fremden Geräusche besser wahrnehmen und mehr Details erkennen. Die Lautstärke ist jedoch noch unterhalb der empfundenen des gesunden Ohrs.

Danach fängt der Techniker das zaubern so richtig an. Nach ein paar Mausklicks spielt er mir ein neues Programm auf und wir starten den Probelauf: „Hallo, hallo, hallo, eins, zwei, drei…“ Sagenhaft, plötzlich höre ich die stimmähnlichen Töne viel klarer und weniger verzehrt. Was ist passiert? Die Taktrate, mit der die elektrischen Impulse moduliert werden, sind von 900 MHz auf 1,8 GHz angehoben worden. Dadurch wird der Höreindruck „geglättet“. Die Frequenzwellen werden definierter und weniger eckig abgebildet. „Warum stellt man nicht gleich von Beginn an auf diese Taktrate?“ möchte ich wissen. Nun ist es so, dass der Hörnerv mit schnellerer Pulsweitenmodulation stärker beansprucht und gefordert wird. Zum Start würde eine zu hohe Taktrate den Hörnerv überfordern und das wäre kontraproduktiv. Leuchtet mir ein. Dass die Akkulaufzeit durch die höhere Frequenz (denke mal folglich auch höhere Schaltverluste) geringer wird, stört mich herzlich wenig.

Zum Abschluss lasse ich mir den Sportbügel an den Sprachprozessor montieren, da ich diesen für meinen aktiven Lebensstil nicht ausreichend befestigt empfinde. Mit dem neuen Bügel sitzt der SP wirklich Bomben fest und ich fühle mich für den Tag gerüstet.

Logopädie

Dank der neuen Optimierungen und Lerneffekte mit dem CI schneide ich deutlich besser ab bei unseren Kartenspielen des Vortags. Sogar die Rassel lässt sich nun von der Glocke unterscheiden. Zum Abschluss der Übungen probieren wir ein neues Schwierigkeitslevel aus:

Fremde Sätze nur über das CI verstehen.

Zu meiner Überraschung klappt das richtig gut:

„Ich reise nach Bagdad“ (warum auch immer…)

„Ich fliege nach Kalkutta“

etc…

Jeden Satz kann ich fehlerfrei verstehen. Nur zum Schluss stoße ich an meine Grenzen. Ein vermutetes „Wien“ entpuppt sich als „Dehli“. Das kann meine Freude jedoch nicht im geringsten über die schnellen Fortschritte trüben.

Nach der Logopädie gehe ich erneut zur Technik, da die Grundlautstärke heute irgendwie zu laut wirkt. Meine Schritte au der Treppe hallen z.B. sehr laut in meinem Schädel. Da lieber gleich wieder anpassen lassen, ist ja zum Glück alles vor Ort und läuft unkompliziert…

Freizeit und Höreindrücke dabei

Da die Sonne draußen lacht und es richtig warm ist, fahre ich in die Innenstadt und laufe quer über den Schlossberg von Freiburg. Eine tolle Aussicht ergibt sich hier, vor allem auf dem Aussichtsturm.

CI Freiburg„Freiburg, Windstärke 8, der Sprachprozessor hält“. Hier oben weht der Wind dermaßen stürmisch, dass ich echt froh über den heute angelegten Sportbügel bin. Der wird mir bestimmt beim Joggen, Bergsteigen und Klettern noch gute Dienste erweisen. Ein verlorener Sprachprozessor wäre wirklich eine sehr sehr teure Angelegenheit, da könnte ich gleich ebenso gut einen Kleinwagen eine Felswand hinunter schmeißen 🙂 Der Wind klingt nun richtig klasse im tauben Ohr, ähnlich wie das Windgeräusch in einem Handy und nicht mehr so wirr wie am ersten Tag.

Sogar das Einatmen ist nun wieder auf beiden Ohren hörbar. Dadurch fühlt es sich nicht mehr so an, als ströme die Luft nur durch ein Nasenloch.

Im „ruhigen“ Wald ist es jedoch alles andere als ruhig. Mir werden wild konfuse, metallisch klirrende Geräuschbroken um die Ohren geworfen. Erst nach einiger Zeit merke ich, dass die lauten knallenden Schläge wohl das Rascheln von Blättern sind! Und die stellenweise auftretenden penetranten ratternden Blechsalven stammen von Singvögeln! Vögel! Diese Tierchen mit den lieblichen Stimmchen sind plötzlich Elektroterroristen, die es in meinem Hirn klingeln lassen!!!!! Wie verrückt ist das denn 😀 !!!!!!!

In der Innenstadt steige ich noch aufs Münster und genieße ordentliche Glockenschläge von 24 Tonnen Glockenmaterial aus nächster Nähe. Da kann man den Sound buchstäblich fühlen. Das stellt jedoch kein Problem für das CI Ohr dar, da es bei einer gewissen Schwelle einfach nicht die Lautstärke weitergibt.

Im Getümmel der Fußgängerzone habe ich das Gefühl von elektrischem Tinnitus, da wirklich alles mögliche die Ganze Zeit unddeutbar metallisch im Ohr klingt. Zum Teil hinterlassen die Geräusche einen sekundenlangen Tinnitus im tauben Ohr. Wird Zeit zur Umkehr, habe das CI schon auf der leisesten Stufe und es fühlt sich immer noch zu laut an. Habe ich übertrieben? Vor dem Parkhaus lässt ein BMW die Reifen quietschen. Haha, wieder so ein geniales, neues Geräusch. Klingt nach metallischem, feuchten Durchfall 😀

Zurück im ICF lasse ich wieder die Lautstärke weiter reduzieren, da ich mich überfordert fühle mit der jetzigen Mindestlautstärke. Mein Techniker meint, dass das auch an der höheren Taktrate liegen kann. Falls es nicht besser wird, müssen wir wohl voerst wieder zurück zur LowQuality. Ich ärgere mich etwas über mich selbst und frage mich, ob ich mit meinem drei stündigen akustischen Ausflug in Stadt und Wald übertrieben habe. Ist ja wie beim Marathon, man sollte nicht zu schnell starten, auch wenn man sich fit fühlt. Das fällt mir auch immer schwer 😉

Im ruhigen Zimmer angelangt will ich etwas entspannen und höre das folgende, eigentlich sanfte und ruhige Klavierstück Trois Gymnopédies:

Doch was ist das?!?!?!?!??!?!?!?!!?

Wieder so ein unbeschreiblicher AHA Moment vom allerfeinsten!!!!!!!

„BAM BAM BAM BAM BAM…BAM BAM BAAAAM….“

Ein Gorilla hämmert vor meinem geistigen Auge mit seinen rießigen Fäusten genüsslich auf ein Auto ein und schlägt das Blech im Takt kurz und klein 😀 😀 😀

„BAM BAM BAM BAM BAM…BAM BAM BAAAAM….“ unglaublich…. kann ich jedem CI Träger nur empfehlen!

Musiktherapie

Die Musiktherapie findet in der Gruppe statt. Nach einem anfänglichen gegenseitigen Masieren mit einem Stachelball (soll gegen Verspannungen durch die verdrehtere gehörbedingte Körperhaltung helfen) wird mit Klangschalen experimentiert.

KlangschalenIch schnappe mir die Größte, da ich die tiefen Töne am meisten mag. Wahnsinn, wie lange die Dinger den Ton halten und Nachschwingen (und schwer werden, ich musste ja die Größte unbedingt nehmen 😀 ). Das dumpfe Brummen klingt wie ein Schwarm vorbeidonnernder Maikäfer. Die höheren Klangschalen nehme ich nicht wirklich wahr. Übrigens wurde ursprünglich im asiatischen Raum daraus gegessen, bevor die Verwendung für Meditation und Wellness dafür entdeckt wurde. Erinnert mich auch etwas an unsere Salatschüsseln zu Hause 🙂

Fazit des Tages

Wahnsinn, wie schnell sich der Höreindruck bei mir verändert! Von der Verknöcherung merke ich bisher zum Glück keine negativen Auswirkungen. Lang leben die Elektroterroristen, der elektronische Durchfall, die Gorillas und Maikäfer! Morgen mache ich jedoch etwas langsamer, fürchte ich habe heute etwas übertrieben.

Hier gehts zum Forums-Thread

So sieht die OP Wunde beim ersten Pflasterwechsel aus

CI OP - Nachsorge

Das Cochlea Implantat ist eingepflanzt, die Klinik liegt hinter einem. Der Alltag zu Hause startet wieder. Was nun bis zur Erstanpassung?

In der ersten Woche bin ich noch ziemlich berührungsempfindlich rund um das OP Ohr. Ab und zu bekommt die Region leichte Schläge ab, die Naht hält (mit drei kleinen Jungs lässt sich das beim Toben nicht vermeiden 🙂 ).

Der Eiertanz rund ums Haare waschen habe ich beim letzten Mal ja bereits beschrieben.

Schwindel habe ich generell (auch nach der OP) keinen (der einzige Vorteil, wenn man kein funktionierendes Gleichgewichtsorgan auf der tauben Seite besitzt). Manche bekommen damit ziemlich zu kämpfen.

Autofahren ist mir möglich, jedoch ist das Kopfdrehen (z.B. rückwärts Einparken) etwas schmerzhaft.

Zum Ende der Woche ist ein Pflasterwechsel angesagt, da sich das Alte anfängt abzulösen. Meine Frau hilft mir dabei, alleine ist das ein rechter Blindflug. Folgendes benutzen wir dabei:

PflasterwechselMit dem Desinfektionsmittel reinigt sich meine Frau die Hände. Für das Ohr ist das abgebildete Mittel nicht geeignet! Ein Wunddesinfektionsspray wäre dafür vorteilhaft, haben wir jedoch gerade nicht da. Somit bleibt meine Wunde „unbehandelt“. Bevor das alte Pflaster entfernt wird, wird Maß für das Neue genommen und dieses abgelängt . Meine Frau schneidet noch einige Kerben hinein, damit sie die Form der C-förmigen Narbe besser abbilden kann (Kinderkrankenschwestern wissen zu optimieren 😉 ). Das alte Pflaster wird entfernt.

CI NarbeDer Schnitt scheint recht gut zu heilen, die ersten Fäden haben sich bereits aufgelöst. Es wurden gar nicht so viele Haare abrasiert wie ich dachte! Nach einer Wunddesinfektion (falls man ein solches Mittel) hat wird das neue Pflaster geklebt.

Pflaster CI

Die Kunst dabei ist möglichst wenig Haare mit einzupappen.

In der zweiten Woche ist nun erstmals wieder das Ablegen auf der OP Seite möglich, wobei es noch nicht wirklich angenehm ist. Die Spitze meines OP Ohrs fühlt sich noch immer taub an der Oberfläche an. Beim Essen bekomme ich den Mund noch nicht zu 100 % geöffnet (habe ich beim Essen von selbst gemachten Burgern deutlich gemerkt 😉 ).

Bezüglich Sport wurde mir geraten, bis nach der EA zu warten. Wie war das bei euch? Schwer Heben und andere körperlich anstrengende Tätigkeiten sind erstmal Tabu (würde mir sowieso momentan nicht in den Sinn kommen, da ich direkt Feedback vom Körper erhalte, wenn ich es übertreibe).

Schneuzen (Luft aus) sollte vermieden werden, nur schniefen (Luft ein)!

Mein Tinnitus hat sich seit der OP verändert. Während er ein Jahr lang stets auf dem gleichem Lautstärkeniveau mit hohen, wirren Tönen vor sich hin durcheinanderpiepst, verändert er nun ab und an die Lautstärke durch die Decke!  Dadurch habe ich vorerst tendenziell ein schlechteres Sprachverständnis, da der innere Gegenlärm gegen den Höreindruck des gesunden Ohres andröhnt. Hat diese Erfahrung des veränderten Tinnitus vor der Erstanpassung auch jemand von euch gemacht?

11 Tage nach OP war ich beim HNO zur Kontrolle. Sehr unspektakulär, gab einen finalen Pflasterwechsel. Die Berührungsempfindlichkeit ist noch leicht vorhanden und ein Jucken an der Narbe. Das Stechen im Ohr beim Aufstoßen ist zum Glück endlich weg.

Ich freue mich auf das Beenden der zweiten Woche, da ich dann wieder komplett Duschen kann, Pflaster nicht mehr brauche und wieder arbeiten gehe und … bald ist die Erstanpassung! Dann wird endlich der Sprachprozessor zum ersten Mal in Betrieb genommen!

Weitere Erfahrungen, wann CI Träger nach der OP das erste Mal arbeiten und Sport treiben waren und wie sich ihr Tinnitus verhielt werden hier diskutiert.

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